Happy Thingyan!

Das ausgefallene Wasserfest 2020 wird allen Leuten hier in Myanmar definitive für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Vor allem die Älteren empfanden den Ausfall womöglich als Segen: Keine laute Musik, keine Horden von Betrunkenen. Stattdessen meditative Stille. Für viele junge Leute war es sicher eine große Enttäuschung. Auch für jene, die mit dem Aufbau und der Vermietung von Tribünen viel Geld verdienen. Und auch LKW-Besitzer sowie Musiker und Tänzer mussten leiden. Wie auch immer, ich wünsche euch allen ein frohes Neues Jahr 1382 Burmese Era. Diese Zeitrechnung (thekari’) wurde früher in weiten Teilen Südostasien benutzt. Heutzutage sieht es so aus, dass sie nur noch Myanmar von Bedeutung ist. Sie wird zur Datierung traditioneller Feierlichkeiten benutzt. Manch ein Leser mag sich schon Gedanken darüber gemacht haben, warum die Daten burmesischer Festivals sich dauernd ändern. In einem Jahr fällt Thadingyut in den Oktober, im nächsten dann in den September. Das Neujahrsfest hingegen ist immer am 17. April. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass die Burmesen einen Lunisolarkalender benutzen. Die Monate folgen dem Mondkalender, die Jahre hingegen dem Sonnenkalender. Daher wird regelmäßig ein Schaltmonat (2nd Waso) eingefügt.

Was passiert denn nun eigentlich genau an Thingyan? Das burmesische Wort ist eine Verfälschung des Sanskritwortes Sankranti, das Übergang bedeutet. Um diesen Tag herum wandert die Sonne ins Sternbild Widder. Wie allgemein bekannt, beginnt das Wasserfest am 13. April. Es ist noch nicht sehr lange her, dass die Thingyan holidays zehn Tage dauerten. Vor einiger Zeit wurden sie verkürzt, um zu verhindern, dass das ganze Land für so eine lange Zeit still steht. Jedoch: Keine Sorge! Die ‘verlorenen’ Tage werden nachgeholt, indem andere Feiertage verlängert werden, z. B. Thadingyut.

Am 17. April kommt der Götterkönig Thagyarmin (Sakka), der Herrscher von Tavatimsa, mit seinem wunderschönen Prachtwagen aus seinem himmlischen Domizil auf die Erde hinunter. Der Wagen wird von Matali gelenkt. Dieser trägt zwei Bücher mit sich. Eines mit goldenem Einband, das andere mit einem Einband aus Hundeleder. In einem sind die guten Taten der Gläubigen notiert, in anderen die schlechten. Vielleicht könnt ihr mal raten, welche Taten in welchem Buch festgehalten werden … Dann belohnt Thagyarmin jene, die mit guten Taten Verdienste erworben haben und bestraft jene, die das Gegenteil getan haben. Oben stehendes Foto zeigt den Eingang eines verfallenden kleinen Tempels in Indein (Inle Lake). Links sieht man Matali, der in sein Buch schreibt. Rechts ist Thagyarmin zu sehen, der aus einem Kännchen den Nektar der Unsterblichkeit (amrita, ambrosia) ausgießt. Diese Figur ist auch auf den Shwedagon oft zu sehen, z. B. an den Planetenandachtsstätten. Er ist derjenige, der hinter der Buddhastatue steht und eine Sakralmuschel (conch) in den Händen hält. Aus dieser gießt er den Nektar der Unsterblichkeit über die Buddhastatue.

Wie zu erwarten, gibt es mehrere Legenden über das Wasserfest. Eine davon erzählt die Geschichte des Roten Brahma (Athi). Der ging eine Wette mit Thagyarmin ein, in der er behauptete, dass die Woche acht Tage hat. Der Verlierer sollte seinen Kopf einbüßen. Nach burmesischem Verständnis hatte er sicher Recht, aber das half ihm nicht viel. Widerstrebend schlug ihm also Thagayarmin den Kopf ab. Um ihn jedoch am Leben zu halten, sandte er einen weisen Mann aus, den er beauftragte, ihm den Kopf des ersten Lebewesens zu bringen, dem er begegnete. Dies war ein goldener Elefant. Seitdem ist er unter dem Namen Maha Peinne (große Wonne) bekannt. Er ist den Menschen zugetan, weil einer von ihnen ihm das Leben gerettet hat. Mahapeinne ist mit der Hindu-Gottheit Ganesh identisch. Die Burmesen verehren ihn als nat (siehe nebenstehendes Foto im Geisterschrein von Mt. Popa). Wie auch immer, der wieder gewonnene Kopf löste ein anderes, viel schwerwiegenderes Problem nicht. Athi’s abgeschlagener Kopf war so heiß, dass er die ganze Erde verbrannt hätte, wenn er sie berührte. Daher übergab Thagyarmin den Kopf an sieben Göttinen (nat thami), die ihn abwechselnd für je ein Jahr aufbewahren sollten. Zu Thingyan wurde der Kopf an die Nächste übergeben. Und um den Kopf abzukühlen, wurde er ausgiebig mit Wasser begossen. Generell kann man wohl davon ausgehen, dass durch die Wassergüsse die Sünden des vergangenen Jahres abgewaschen werden sollten. Zudem stellt es eine Bitte um Regen dar. Oftmals fällt der erste Regen zur Zeit des Wasserfestes.

Einer anderen Legende zufolge versprach Thagyarmin’s dem Buddha Gautama, sich um die Menschen zu kümmern. Vor allem in der zweiten Hälfte der 5.000 Jahre, die seine Lehre überdauern sollte. Denn ursprünglich waren es nur 2.500 Jahre, die Verlängerung wurde auf Thagyarmin’s Bitte hin gewährt. Daher kommt er jedes Jahr zum Wasserfest zur Erde hinab, um zu sehen, ob alles seine Richtigkeit hat. Üblicherweise tut er das nur, wenn sich sein Thron aufheizt. Das bedeutet, dass irgendwo in der Menschenwelt etwas nicht in Ordnung ist. Wenn man sich die Welt heute anschaut, fragt man sich, ob er überhaupt noch Zeit hat, auf seinem Thron zu sitzen. Gemäß der buddhistischen Lehre sind die Menschen Nachkommen von Wesen, die ursprünglich in den oberen Regionen (bhumi) des Mt. Meru lebten. Nach der Zerstörung der niederen Welten kamen sie auf die Erde hinab. Sie waren ätherische Wesen, die frei von den drei unheilbaren Wurzeln (akasamulas), d. h. Gier, Zorn und Ignoranz (lobha, dosa, moha). waren. Alle ihre Bedürfnisse wurden durch den Wunschbaum (burm.: padetha pin, Sanskrit: kalpavriksha) gedeckt, der auf dem Nördlichen Kontinent (Uttarakuru) stand (siehe Foto aus dem Pawon Tempel, Java, 8. Jhdt. A.D.) Wir können davon ausgehen, dass kein Wunsch unerfüllt blieb, den das Teil hatte einen Durchmesser von 15 yuzanas (ca. 300 km). Allerdings hatte die Sache einen Haken: Niemand durfte mehr als das vom Wunschbaum pflücken, als er benötigte. Das scheint auch eine Weile geklappt zu haben. Doch dann wurden die Menschen von der Gier (lobha) überwältigt und begannen, die ‚Früchte‘ des Baumes zu horten. Wie zu erwarten, entwickelten sich daraus Konflikte, die zu Streitigkeiten führten und schließlich brachen Kämpfe (dosa) aus. Der Baum verkümmerte. Dann aßen die ätherischen Wesen von der ‚süßen Erde‘ und mutierten zu körperlichen Wesen. Dadurch verloren sie ihre Leuchtkraft und bekamen Angst vor der Dunkelheit. Daraufhin bat Thagayarmin den Sonnengott, den Mondgott und die Götter der Sterne sich den Menschen zu zeigen. Seitdem erleuchten sie Tag und Nacht. (man beachte die Ähnlichkeit mit der Vertreibung aus dem Paradies).

Doch keine Sorge, die Wunschbäume sind nicht für immer verloren! Einmal im Jahr feiern sie ein Comeback, und zwar zum Kathein-Fest (im Monat Tazaungmon/Oktober-November). Dann werden überall im Lande pyramidenförmige hölzerne Gestelle aufgebaut (Weihnachtsbäumen nicht unähnlich), die padetha pin genannt werden. Die Gläubigen dekorieren sie mit Geschenken für das Kloster. Ursprünglich wurden nur Mönchsroben geschenkt, aber heute finden sich alle möglichen Gebrauchsgegenstände an diesen Gesellen. Dadurch erhalten auch arme Leute die Chance, etwas für ihr Karma zu tun, indem sie ein kleines Geschenk dranhängen. Auch Geld wird gespendet, oft in originellen Formen (siehe Foto). Dies widerspricht im Grunde genommen den Ordensregeln, denen zufolge ein Mönch kein Geld berühren darf. Wenn der ‘Baum’ voll ist, wird er mit großem Brimborium zum Kloster gebracht. Andere Aktivitäten an diesem Tag umfassen Wettbewerbe im Weben von Mönchsroben. Frauen und Mädchen aus verschiedenen Dörfern/Stadtteilen weben um die Wette. Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen und erwirbt viel Verdienst.

Die Geschichte vom Platintopf

Bevor ich nach Pyin Oo Lwin zog, habe ich mir manchmal das Büffet-Dinner im Sule Shangri La (früher Traders Hotel) gegönnt. Dann setzte ich mich immer ans Fenster, so dass ich das frühere Dagon Hotel (früher Orient Hotel genannt) im Blick hatte. Es lag rechts neben dem Backsteingebäude, das bis heute die Myanmar Bible Society beherbergt. Und warum? Pure Nostalgie! Denn dort habe ich bis in die 90er Jahre oft gewohnt, wenn ich in Yangon war. Das Hotel war im zweiten und dritten Stock des Gebäudes untergebracht. Es war eines von sieben in der Stadt, die Ausländer aufnehmen durften. Die Zimmer waren bessere Verschläge, spärlich möbliert mit einem Etagenbett, einem Tischchen und einem Stuhl. Allerdings konnte man für fünf Dollar wohl nicht mehr erwarten. Es gab auch einen Deluxe Room, für mich lange unerschwinglich. Die Bäder (eines pro Etage) waren auf dem Flur, ebenso wie die Toiletten. Das war damals übrigens auch bei den meisten Zimmern im Strand Hotel der Fall. Dort, wo heute das Sule Shangri La steht, standen lauter schöne alte Häuser. Es gab ein Kino und die ‚People’s Patisserie‘. Dort bekam man mit etwas Glück die ‚Working People’s Daily‘.

Dann musste ich immer wieder an eine Geschichte denken, die sich an einem schönen Dezembertag im Jahre 1980 ereignete. Ich hatte meinen Mittagsschlaf beendet, geduscht und war unbeschadet die steile Stiege hinab gelangt. Vorbei an den im ersten Stock versammelten Alkoholikern der burmesischen Metropole. Unten in der Bäckerei hatte ich mir einen Fancy Cake sowie eine Tasse Tee zu Gemüte geführt. Nun begab ich mich Richtung Sule Pagode, um im Brillenladen meines tamilischen Schwarzhändler-Freundes Victor unweit des Diplomatic Store Geld zu tauschen. Als ich gerade die Anawrahta-Straße überquert hatte, sprach mich ein etwa 30-jähriger, sehr gepflegt wirkender Burmese in ausgezeichnetem Englisch an. Er trug einen grünen Longyi, ein blütenweißes Hemd und die landesüblichen Schlappen, über seiner Schulter hing der unvermeidliche Shan Shoulder Bag. Nach einer recht blumigen und umständlichen Einleitung, während derer er sich des Öfteren nervös umschaute, kam der Mann schließlich zur Sache: Er entstamme einer reichen Familie, die aber aufgrund der Misswirtschaft der sozialistischen Regierung völlig verarmt sei. Alles habe man ihnen weggenommen, sogar das Fahrrad. Nur durch einen genialen Trick gelang es, den größten Familienschatz zu retten: einen Barren Platin! Den habe man eingeschmolzen und in einen ordinären Kochtopf verwandelt – aber einen, der es in sich hatte! Zur Tarnung habe man ihn noch geschwärzt und der Gegenstand, den der Mann dann geheimtuerisch aus seinem Beutel zog, sah wirklich aus wie ein ganz ordinärer Kochtopf – nur etwas schwerer als üblich war er. Und genau diesen Kochtopf bot der Mann nun ausgerechnet mir an, dem zotteligen Hippietypen mit Rauschebart und Ringelhemd: Er sollte nur fünftausend Dollar kosten, war aber angeblich zwanzigtausend wert. Ein echtes Schnäppchen! Und was dachte ich engstirniger Traveller, der zum sechsten Mal in seinem Leben in Rangun war? „Ein Kochtopf aus Platin – das ist wirklich der größte Quatsch, den ich je gehört habe!“. Und so entging mir womöglich das Geschäft meines Lebens! Ich lachte den Mann aus und ging meiner Wege.

Dabei hätte ich es besser wissen sollen: Hatte nicht der Bodhisatta*, der spätere Gotama Buddha, höchstpersönlich einen ganz ähnlichen Topf (der allerdings aus Gold) gegen wertloses Gerümpel und ein paar Kupfermünzen eingetauscht? So berichtet es jedenfalls die Serivanijan-Jataka, die im Ananda-Kloster in Bagan zu bewundern ist. Zwar hatte ich das Kloster schon besucht aber natürlich nichts von den Wandmalereien kapiert – das kam erst später. Hier kommt die Story: Einst wurde der Bodhisatta als dealer in pots and pans in in der Stadt Serivan inkarniert. Zusammen mit einem Kollegen klapperte er die Dörfer der Umgebung ab und verkaufte dort seine Waren. Wenn die beiden in einem der typischen Straßendörfer ankamen, trennten sich ihre Wege: Einer arbeitete die rechts der Straße gelegenen Häuser ab, der andere die gegenüber liegende Seite. Dann trafen Sie sich an der Straße wieder und nun beackerten beide nochmals die vorher von dem Kollegen abgelaufene Seite. So kam es, dass der Kollege des Bodhisatta auf seiner Tour an einem ärmlichen Haus vorbei kam, in dem eine alte Frau mit ihrer Tochter wohnte. Beide waren früher einmal reich gewesen, aber sie hatten durch unglückliche Umstände alles verloren und lebten in Armut. Nur ein alter verbeulter rußgeschwärzter Kochtopf war ihnen aus dem früheren Leben geblieben – und der war mittlerweile schon recht löchrig geworden, sodass darin keine Speisen mehr zubereitet werden konnten. Als der Topfhändler vorüber kam, bat ihn die alte Frau herein und zeigte ihm den Topf mit der Bitte, ihn gegen einen neuen einzutauschen. „Einen alten gegen einen neuen Topf? Warum sollte ich das tun?“ fragte er. Die alte Frau begann zu weinen und so ließ er sich dazu herab, den Topf einmal genauer anzuschauen. Er kratzte am Boden und erbleichte – der Topf war aus purem Gold! Er ließ sich jedoch nichts anmerken und sagte zu der Frau: „Gut, ich tausche den Topf gegen einen neuen, kleineren, aber ihr müsst mir noch drei Kupferstücke dazu geben?“ – „Herr, wir haben überhaupt kein Geld! Seid doch barmherzig, nehmt den Topf und gebt uns einen neuen – wir haben schon drei Tage nichts Warmes mehr gegessen!“ „Es sind doch nur drei Kupferstücke, die könnt ihr euch doch bei euren Nachbarn leihen! Ich komme nach einer Weile wieder, besorgt Euch inzwischen das Geld!“ war die barsche Antwort des Händlers, der sich seines Weges begab – natürlich mit dem festen Vorsatz, später den goldenen Topf mitzunehmen. Weinend blieben die beiden Frauen zurück. Aber der betrügerische Händler hatte seine Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn nicht viel später kam der Bodhisatta am Haus der Frauen vorbei. Sie klagten ihm ihr Leid und aus Mitleid schaute er sich ebenfalls den Topf an, kratzte am Boden und kam zu demselben Ergebnis wie sein Kollege: Der Topf war aus purem Gold! „Gute Frau!“ sagte er „dieser Topf ist aus purem Gold und weit mehr wert als alle Waren und das Bargeld, das ich bei mir habe. Ich wäre ein Betrüger, wenn ich dem Tauschgeschäft zustimmen würde!“ „Bitte, bitte!“ bettelte die alte Frau und nach langem Hin und Her ließ sich der Bodhisatta umstimmen: Er übergab sämtliche Waren und sein gesamtes Bargeld (nur das Geld für die Fähre über den Fluss behielt er) den beiden Frauen, nahm den Topf und machte sich auf den Heimweg, ohne auf seinen Kollegen zu warten. Es dauerte nicht lange, bis der zum Haus der Frauen kam und fragte: „Na, habt ihr euch das Geld besorgen können?“ – „Du Betrüger!“ schimpfte die Alte, „Dein ehrlicher Kollege war gerade da und hat uns die Wahrheit gesagt! Verschwinde, bevor ich dich mit dem Besen aus dem Haus jage!“ Wutentbrannt warf der Betrüger seine Waren und sein gesamtes Geld auf den Boden und stampfte davon, um seinen Kollegen zur Rede zu stellen. Als er den Fluss erreichte, sah er den Bodhisatta in der Mitte des Flusses auf dem Boot! Er schrie wie besessen dessen Namen und forderte ihn auf zurückzukommen. Doch der ignorierte ihn. Das Herz des Betrügers ‚wurde heiß, Blut stürzte aus seinem Mund und sein Herz zerbrach wie der Lehm auf dem Boden eines ausgetrockneten Teiches …‘ Nur am Rande sei erwähnt, dass der Betrüger später als der Erzfeind des Erleuchteten, Devadatta, inkarniert wurde – und wieder scheiterte er an seiner Gier und fuhr zur Hölle. Ja, hätte ich diese Geschichte damals schon bekannt, wäre ich heute vermutlich ein reicher Mann. Aber ehrlich gesagt hatte ich damals auch keine fünftausend Dollar klein …

*Bodhisatta (Pali, Bodhisattva/Sanskrit) bedeutet ‚Erleuchtungswesen’ auf dem Pfad zu Buddhaschaft. Sie können in menschlicher oder Tiergestalt erscheinen. In der Regel haben sie den Beschluss gefasst, ein Buddha zu werden, und dieser wurde durch die Voraussage eines lebenden Buddha bestätigt.

**Jataka (Geburtsgeschichten) sind die kanonischen Geschichten der Existenzen des historischen Buddhas Gotama (Sanskrit: Gautama), bevor er als Letzterer inkarniert wurde. In diesen Geschichten wird er als Bodhisatta (siehe oben) bezeichnet. Nach der Überlieferung hat es 547 dokumentierte kanonische Existenzen gegeben. Sie sind von sehr unterschiedlicher Länge und Ausführlichkeit. Die erste ist die Apannaka –Jataka, die von zwei Kaufleuten erzählt, die durch die Wüste reisen. Der Erste geht zugrunde, der Zweite hingegen (der Bodhisatta) erreicht aufgrund seiner Weisheit sicher das Ziel. Die letzte Jataka ist die des Königs Vessantara, der alles aufgibt und so großes Verdienst erwirbt, dass er als Gotama reinkarniert wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Zahl alle Existenzen des Bodhisatta umfasst. Daneben gibt es ungezählte weitere. Die jedoch nicht erfasst sind. Die Burmesen nennen eine Zahl von 550. Unter den drei zusätzlichen jatakas ist die des Einsiedlers Sumedha, dessen Bild in vielen Tempeln zu sehen ist.

Yangon – now and then!

Als ich Ende Oktober 2016 auf dem internationalen Flughafen in Yangon ankam und über die neuen Flyover die von glitzernden Fassaden geprägte Pyay Road hinunterfuhr, kam mir in den Sinn, wie es damals, vor 40 Jahren war, als ich zum ersten Mal in Rangoon landete. Damals flog pro Tag eine Maschine der THAI und gelegentlich eine der burmesischen Staatsairline. Heute dagegen landen täglich Dutzende von internationalen Flügen in Yangon. Und zwar bei Tag und bei Nacht! Sehr zum Leidwesen der lärmgeplagten Anwohner!

20. August 1977, 1930 hrs, Rangoon, Burma

Ein hellblauer Buick Super 51 Sedan (Baujahr 1946) rast mit Standlicht durch die burmesische Hauptstadt Rangoon. Die Karre klappert an allen Ecken und Enden, aber das scheint den Fahrer nicht weiter zu stören. Ebensowenig die Tatsache, dass man die Fenster nur halb hochkurbeln kann und es hereinregnet. Das Taxi ist auf dem Weg vom Rangooner Flughafen Mingaladon zur Innenstadt. Es regnet in Strömen und es ist stockdunkel. Nur ab und zu blitzt ein Licht am Straßenrand auf: eine Neonlampe, eine Kerze, eine flackernde Glühbirne. Gelegentlich kommt ein Auto entgegen, gelegentlich überholt das Taxi eine Rikscha. An Bord drei Hippies (darunter der Chronist), die sich wundern: Rangoon soll eine Millionenstadt sein! Wir haben seit der Abfahrt vom Flughafen keinen Menschen mehr gesehen. Was ist hier los? Wo sind die Millionen? Der Fahrer ist ein einäugiger Inder namens One Eyed Joe. Ein fetter, ungepflegter Mann. Seine Kleidung besteht aus einem verschwitzten Unterhemd, einem Wickelrock und Gummilatschen. Und er ist äußerst redselig! Er versucht, uns unsere mitgebrachten Schätze zum Schnäppchenpreis abzuschwatzen: drei Flaschen Johnny Walker Red Label und drei Stangen Triple Five Zigaretten. Wir wimmeln ihn ab – von der Masche haben wir schon gehört. Morgen bekommen wir das Doppelte dafür! Außerdem haben wir doch schon burmesisches Geld! Bei einem indischen Moneychanger in Penang kauften wir burmesisches Geld zur Rate von 20 Kyat für einen Dollar – dreimal so hoch wie der offizielle Kurs.

Schließlich erreichten wir das Thamada-Hotel, eines der besseren unter den sieben in der Stadt, die damals Ausländer aufnehmen durften. Es kam uns recht herunter gekommen vor. Und doch war es hotelmäßig der Höhepunkt unserer Burmareise! Wir sollten noch ganz anderes sehen… Wir legten unsere Pässe und die Money Form vor und checkten ein. Wir bekamen unsere bescheidenen Zimmer – immerhin mit Aircondition. Rangoons Restaurantszene war ausgesprochen überschaubar: neben den Hotelrestaurants gab es nur zwei weitere, die von der kleinen ausländischen Gemeinde als ’sicher‘ angesehen wurden: das heute noch existierende Red Ruby in der Bo Aung Kyaw Street gegenüber der Hauptpost und Burma Kitchen in der Shwegondine Road. Beide existieren noch heute, ersteres unter seinem alten Namen und letzteres ist seit langem ein japanisches Restaurant mit dem Namen Furusato. Daher gingen wir in das im 1. Stock gelegene Restaurant des Hotels. Dort sah ich zum ersten Mal jene Speisekarte, die in allen staatlichen Hotels des Landes identisch war. In Yangon gab es manchmal sogar Lobster Thermidor. Der Kellner war erstaunlich elegant gekleidet, er trug eine schwarze Hose, sein sauberstes dreckiges weißes Hemd und eine Fliege. Ein Anflug von Noblesse in einem an die DDR gemahnenden Ambiente. Sogar Schuhe hatte er an! Er servierte fachgerecht unser Essen, vor allem gefiel mir, wie er die Erben von der Platte mit Messer und Gabel auf meinen Teller beförderte. Das Gefühl, dass dieses Land eine irgendwie in die Tropen gelangte DDR war verließ mich über einen langen Zeitraum nicht… Und ich liebte es! Anschließend gingen wir aufs Zimmer und ließen die Geschehnisse des Tages Revue passieren: Was für ein Tag lag hinter uns!

Nach einer kurzen aber lebhaften Nacht mit meiner kleinen Thai-Freundin Nit im Atlanta Hotel Bangkok hatte es morgens um sechs heftig an der Tür geklopft. ‘Open up! Police!‘. Hätte ich eine Hose angehabt, wäre mir sicher das Herz hineingerutscht! Ich warf mir eines der ausgelutschten Atlanta-Handtücher um die Hüften und öffnete die Tür. Vor mir standen zwei Bullen mit finsteren Gesichtern. Sie ignorierten das Mädel, das ängstlich an die Rückwand des Doppelbettes gelehnt saß, die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen. Und hoben die Matratzen hoch. Darunter lagen die von mir am Vortag als gestohlen gemeldeten Travellerschecks. Ich sah mich schon im Gefängnis, dem berüchtigten Bangkok Hilton. Doch sie ließen die Matratze wieder runter. Dann widmeten sie sich meinem Gepäck: dem Rucksack und meinem Krokodilleder-Diplomatenkoffer, den ich als Pfand für geliehene 70 DM von Robert Weide bekommen hatte. Nach einer kurzen Durchsuchung des Zimmers verabschiedeten sie sich. Nur ’ne Rauschgiftrazzia – Schwein gehabt … Nachdem wir den Schreck verdaut hatten, legten wir uns wieder hin und kuschelten noch ein bisschen. Dann um 9 Uhr runter zum Frühstück. Dort trafen wir Robert Weide, der mir bei dieser Gelegenheit mein Geld wiedergeben sollte. Wie zu erwarten, hatte er es nicht besorgen können. So wurde ich Eigentümer eines Kroko-Diplomatenkoffers. Passte sehr gut zu meinem amerikanischen Army-Rucksack! Ein paar Wochen später tauschte ich den Koffer in Delhi gegen einen Haufen gehäkelter Baumwolllampen. Sie bildeten die Grundlage für meine späteren Handelsgeschäfte, die mich vom Flohmarkt über einen edlen Laden am Berliner Kudamm bis zu einem Geschäft am Bahnhof Zoo führten.

Die Zeit bis zum frühen Nachmittag verbrachten wir am Swimmingpool des Hotels. Dann ging es mit dem Public Bus (Aircon No. 11) zum Bangkoker Flughafen Don Mueang. Wir (mein Freund Yves, ein Belgier namens Philippe und ich) hatten einen Flug mit Burma Airways von Bangkok nach Kathmandu gebucht. Mit Stopover in Rangoon. Im Duty-Free-Shop am Flughafen kauften sich jeder von uns eine Flasche Johnny Walker Red Label und eine Stange 555-Zigaretten. Von der Marke hatte ich noch nie was gehört, aber in Burma war sie offenbar sehr beliebt. Gerüchten zufolge konnte man vom Verkauferlös eine Woche in Burma finanzieren. Mit Ausnahme von Hotels und Tickets für Flüge und die Eisenbahn. Der Flieger der Burma Airways sah nicht besonders vertrauenerweckend aus: eine alte Fokker Friendship, in der mal gerade 52 Passagiere Platz fanden. Als wir unser Gepäck in der Ablage verstauen wollten, staunten wir nicht schlecht: Alle Fächer waren voll mit Johnny Walker und 555-Kartons. Die recht hübschen Stewardessen baten uns, das Gepäck unter dem Sitz zu verstauen. Wer kann schon einer jungen Dame einen solchen Wunsch abschlagen? Zumal es nur ein kurzer Flug von etwas mehr als einer Stunde war. Immerhin gab es Bordverpflegung. Jeder von uns bekam einen weißen Karton. Als ich ihn öffnete, spazierte da ganz frech eine Kakerlake heraus. Unfassbar! Aber der Kuchen (in Plastik eingewickelt) und die Orange waren o.k … Als wir ankamen regnete es in Strömen. Leute mit Regenschirmen geleiteten uns vom Flieger zur Immigration. Der Flughafen war sehr übersichtlich und die Abfertigung schnell erledigt. Das Komplizierteste war noch das Ausfüllen der sog. ‚Form‘ – hier mussten alle mitgeführten Zahlungsmittel eingetragen werden, die man dann gegen lokale Währung eintauschen konnte. Alles war in Kyat zu bezahlen. Jede Transaktion (Umtausch, Übernachtung, Bahnfahrt, Flug) wurde auf der Form eingetragen. Wenn nicht mehr genug drauf war, musste man nachtauschen – sehr kompliziert und es erinnerte mich an die DDR. Wie es übrigens eine ganze Reihe von Parallelen zum Mauerstaat gab. Aber die Leute waren von so umwerfender Freundlichkeit, dass man diese kleinen Unannehmlichkeiten getrost vergessen konnte. Vor dem Flughafen erwartete uns eine wild gestikulierende Horde von Schleppern und Taxifahrern, die uns zu völlig überhöhten Preisen zum Hotel bringen wollten. Aber nicht mit uns! Wir handelten den Fahrer auf einen Dollar runter und los ging die Fahrt.

Wir konnten vor unserem Besuch dort mit dem Namen Burma wenig anfangen. Das Land war damals eher noch unbekannter als es heute ist: 20.000 Besucher (von den Touristen sicher nur einen Bruchteil darstellten) pro Jahr hatten sich 1977 dorthin verirrt. Wir waren also in exklusiver Gesellschaft. Viele Leute ließen sich davon abschrecken, dass man nur eine Woche im Lande bleiben durfte. Aber da es für uns ja nur ein Zwischenstopp war, störte es uns nicht. Dieser Besuch sollte mein Leben verändern. Wir (d.h. ich und mein Kumpel Yves) hatten etwa die Hälfte unserer ersten großen Reise von Bali bis Sri Lanka (überwiegend ‚overland‘) hinter uns gebracht und uns in Penang überlegt, dass wir doch eigentlich auf dem Weg von Bangkok nach Kathmandu einen Stopp in Burma einlegen könnten.

Am nächsten Morgen bummelten wir durch die Downtown. Unsere Zigaretten und den Whisky waren wir schnell los: 300 % Profit, not bad! Das waren echte Statussymbole! Viele hatten sie in ihren Regalen stehen. Neben Familienfotos und Schnickschnack. Wenn die Flasche leer war, wurde sie mit Tee gefüllt und so getan, als ob! Die Flaschen dienten (mancherorts bis heute!) auch als halboffizielles amtliches Maß, z. B. wurde Benzin darin verkauft. One Eyed Joe hatte uns erzählt, dass wir unbedingt die May Hla Mu Pagode in Myauk Okkalapa besuchen müssten. Das Highlight schlechthin. Und gut für seine Kasse! Wir wähnten uns schon halb im Dschungel. Nachmittags besichtigten wir die Shwedagon-Pagode im Regen. Auf den Straßen gab es kaum Autos. Neben klapprigen Straßenkreuzern sah man ein paar englische Austins und burmesische Ko-Produktionen mit der japanischen Firma Mazda. Aber ohne Wankel-Motor. Dafür stolze 360 oder sogar 600 ccm. Die mit vier Rädern (immer blau!) erinnerten an den DDR-Trabi, die mit dreien (auch Mazda-Kooperation) an den 50er Borgward Goliath. Auffallend war das Fehlen von Zweirädern. Wie wir später hörten, waren die in Yangon verboten! Ein echter Knaller waren die Busse: Uralte grüne Bedfords und Chevrolets aus den 40er Jahren! Umgebaute Militär-LKWs aus Kanada mit Holzaufbauten! Die Destinationen konnte man nicht lesen, alles in Brezelschrift. Und die Leute saßen darin, als wenn es das Normalste von der Welt sei, in so einem antiken Teil herumzufahren. Bis dahin hätte ich so etwas eher als Jahrmarktsattraktion betrachtet.

Abends noch schnell zu Tourist Burma an der Sule-Pagode, wo wir uns für den nächsten Tag Zugtickets nach Mandalay kauften. Abschließend ein kleiner Bummel durch die Gassen in der Nähe des Büros. Es war eine zauberhafte Atmosphäre: Jugendliche saßen an den Straßen und sangen zu Gitarrenbegleitung. Als wir vorbeiliefen, gab es ein großes Hallo und sie grüßten uns freundlich. In Rangoon waren Ausländer offenbar eine Seltenheit! Aber auch hier keine Autos zu sehen. Die Leute saßen in ihren zur Straße offenen Wohnungen, man konnte sozusagen an ihrem Leben teilhaben. Und dann sahen wir auch, wo die Autos waren: Sie standen in den Wohnungen! Wir hatten uns schon gewundert, wofür die Rampen waren, die von der Straße in einige Wohnungen führten. Offenbar stellten Auto hier einen großen Wert dar und mussten vor Dieben geschützt werden. Und so saßen sie dort hinter ihren Scherengittern beim Schein der Neonröhren, hörten Radio, schwatzten – oder schauten sich ihr Auto an! Fernsehen gab es damals noch nicht, das wurde in Burma erst zehn Jahre nach unserem Besuch eingeführt! Auffallend war, dass die Leute anscheinend ein großes Sicherheitsbedürfnis hatten. Nicht nur die Parterrewohnungen – was man ja verstehen konnte – waren mit Scherengittern gesichert. Auch die Fenster in den oberen Geschossen waren vergittert. Das schien ja hier eine gefährliche Gegend zu sein …

Der Zug nach Mandalay fuhr um 6 Uhr morgens ab. Der Bahnhof erinnerte mich an Filme aus den 30er Jahren. Es war dunkel, die Leute lagen auf den Bahnsteigen, oft in Decken eingehüllt. Meinen Krokoleder-Diplomatenkoffer hatte ich im Hotel zur Aufbewahrung abgegeben. Immerhin wurde der Zug von einer Diesellok gezogen. Ich erinnere mich, dass die Bahnstrecke in weiten Gebieten völlig unter Wasser stand, man sah über Kilometer hin kein Gleis. Aber Spaß machte es! Wir erreichten Mandalay um zehn Uhr am Abend. Und wurden schon ‚erwartet‘! Von den Mitarbeitern des Toyota-Express. Das waren Leute, die Fahrten für Hippies in Upper Burma organisierten. Bis zu zehn Mann auf dem Toyota Pickup, Gepäck auf dem Dach. Empfindliche Gemüter durften gegen Aufpreis im Fahrerhäuschen sitzen. Mandalay-Bagan-Inle-Mandalay in vier Tagen. Nichts für Weicheier. Und absolut nicht zu empfehlen! Wir folgten einem Schlepper zu einer Bruchbude namens Mann Shwe Myo.

Am nächsten Tag besichtigten die üblichen Sehenswürdigkeiten, darunter den Mandalay Hill. Wenn ich mich recht entsinne, besuchten wir auch den Mahamuni-Buddha aber er machte offenbar keinen bleibenden Eindruck auf mich. Super war es am Ufer des Irrawaddy, wie der Ayeyarwady damals noch hieß: direkt am Ufer vor dem Deich stand ein Pfahldorf und dort tobte das Leben. Der Höhepunkt jedoch waren die Wasserbüffel, die die schweren Teakholzstämme aus dem Wasser den Deich hinauf  zogen. Manchmal waren auch uralte LKWs im Einsatz und wenn die es nicht schafften, wurden ein paar Wasserbüffel davor gespannt und dann lief die Chose! Auffallend waren die Kinder: alle sehr freundlich und jedes machte mit den Finger das V-Zeichen und rief laut ,Peace Peace’ – was das sollte, weiß ich auch nicht. Hatten vielleicht mal ein paar Hippies eingeführt, die das Land besuchten…

Von Mandalay flogen wir nach Bagan, wo wir im Moe Moe Guesthouse wohnten – für ganze drei Dollar! Das große Erdbeben 1975 war gerade zwei Jahre her gewesen und ganz Bagan war eine Baustelle. Aber eine imponierende! Mit Glück und Geschick gelang es uns sogar noch ein Flugticket von Bagan nach Rangoon zu ergattern. Ich war völlig begeistert von meinem ersten Besuch in Burma und schwor mir, dass dies nicht mein letzter Besuch hierzulande sein würde – dass ich aber schon drei Monate später wieder dort sein würde, hätte ich allerdings nicht gedacht…

Gurkha-Tempel in Pyin Oo Lwin

Seitdem ich in meiner neuen Wahlheimat Pyin Oo Lwin (Maymyo) lebe, hat mich das offensichtlich multikulturelle Leben dort fasziniert. Die Stadt wurde 1885 als Hill Station von den Briten begründet, wobei Colonel May (5. Bengal Infantry) eine führende Rolle spielte. Wenn man an den Namen des Colonels das burmesische Wort für Stadt (myo) anhängt, ergibt sich Maymyo. So einfach ist das. Sie diente während der britischen Kolonialzeit als Sommerresidenz des britischen Gouverneurs. Aus dieser Zeit sind noch zahlreiche kolonialzeitlich Bauten erhalten, die der Stadt ihren besonderen Reiz verleihen. 1990 wurde die Stadt in Pyin Oo Lwin umbenannt, was der Name einer Shan-Siedlung war, die sich schon lange vor der Gründung der Hill Station dort befand. Obwohl die Stadt im Shan-Gebirge liegt, gehört sie administrativ zur Region Mandalay. Heute wird sie weitgehend geprägt durch die Militärakademie, überall sieht man Kadetten in Uniform. Pyin Oo Lwin könnte man fast kosmopolitisch nennen. Hier leben bis heute Angehörige vieler Minderheiten, die in der britischen Kolonialzeit eine bedeutende Rolle spielten. An erster Stelle sind da natürlich die Inder zu nennen. Ich stehe erst am Anfang meiner Forschungen hier und habe mich bisher vor allem den Gurkhas beschäftigt, daneben mit Hindu-Tempelfesten (s. mein Artikel Deepavali).

Die meisten Nepalesen in Myanmar sind die Nachfahren von Soldaten, die in der britischen Kolonialarmee gedient haben. Etliche Gurkhas haben nach der Unabhängigkeit Myanmars (1948) auch in der burmesischen Armee gedient. Etwa 8.000 Nepalesen leben heute in Pyin Oo Lwin, dem früheren Maymyo. Wahrscheinlich, weil es sie an ihre Heimat erinnert. Es ist kühler als in der heißen Ebene Myanmars und es gibt sogar ein paar Hügel. Bisher habe ich in der Gegend drei Tempel ausfindig gemacht, die von Gurkhas besucht werden: Einen in der Downtown von Pyin Oo Lwin, einen anderen ca. 6 km vom Stadtzentrum and der Mandalay-Lashio Road und einen weiteren in dem Ort Anisakhan, der ca. 12 km von Pyin Oo Lwin entfernt ist.

Der Pashupatinath-Tempel:

Der wichtigste Tempelkomplex der nepalesischen Gorakha (Gurkha) Gemeinde liegt am südlichen Ende der Aung Zeya Road in Maymyos Downtown. Besagter Tempelkomplex wird in der Regel Pashupatinath-Tempel genannt. Was nicht ganz richtig ist, denn streng genommen handelt es sich um zwei Tempel: Den großen Durga-Tempel und den kleineren Pashupatinath-Tempel. Ersterer ist der Göttin Durga geweiht, die von den Burmesen als Nat unter dem Namen Durga Maedaw verehrt wird. Er spielt bei dem Tempelfest, über das ich unten berichte, nur eine Nebenrolle. Der kleinere Pashupatinath-Tempel hat eine interessante Geschichte, obwohl er noch gar nicht so alt ist. Er wurde 1964 vom nepalesischen König Mahendra (1920-1972) gestiftet. Der König wurde von den in Myanmar lebenden Nepalesen als Schutzherr betrachtet. Die Monarchie ist allerdings in Nepal seit 2008 abgeschafft. Der Tempel ist dem Gott Shiva geweiht, der von vielen Gläubigen als Schutzherr Nepals verehrt wird. Hier in seiner Form als Pashupati, d. h. Herr der Tiere. Eine sehr alte Inkarnation des Gottes, denn bereits in der Induskultur (3. Jahrtausend B.C.) war eine ähnliche Gottheit Gegenstand der Verehrung. Vor dem Tempel steht eine Statue des Bullen Nandi, Reittier Shivas und eine von Hanuman, allgemein gern als ‚Affengott‘ bezeichnet. Was natürlich eine etwas krude Vereinfachung ist.

Als Vorbild für diesen Tempel gilt sein weltberühmter Namensvetter im Kathmandutal, eine der wichtigsten hinduistischen Pilgerstätten der Welt. Sie liegt am Bagmati-Fluss, einem Nebenfluss des Ganges, und besteht angeblich seit ca. 400 B.C.! Der Tempel in Pyin Oo Lwin selbst ist relativ unspektakulär, zwei Stiftertafeln (eine in Burmesisch, die andere in Nepali) erzählen die Geschichte seiner Stiftung. Dahinter befindet sich ein interessantes Labyrinth, in dessen Zentrum ein runder Tempel steht, der einen Shivalinga (häufig vereinfachend als Phallussymbol gedeutet) enthält. Das Labyrinth ist aus Ziegeln gemauert (so vermute ich), die mit Marmorplatten verkleidet wurden. Insgesamt 64 marmorne Shivalingas sind in unregelmäßigen Abständen auf den Mauern des Labyrinths aufgestellt. Leider war niemand im Tempel in der Lage, mir zu erklären, was es mit dem Labyrinth auf sich hat. Angeblich soll es nach dem Vorbild eines ähnlichen Bauwerks im Pashupatinath-Tempel im Kathmandutal errichtet worden sein. Allerdings ist mir ein solches Bauwerk dort nicht bekannt und auch Freunde, die dort Bescheid wissen als ich, kennen es nicht. Hinter dem Labyrinth befindet sich ein kleinerer Tempel mit den neun Planetengottheiten (navagraha). Diese unterscheiden sich deutlich von ihren burmesischen Artgenossen. So ist z. B. der Nordosten dem Shiva in seiner Form als Ishana (vgl. Isan/Thailand) geweiht, während in Myanmar der Adler (Garuda) sein Symboltier ist.

Shivaratri (die Nacht des Shiva) ist eines der wichtigsten Feste für die Anhänger des Gottes, die Shaivas genannt werde. Es fällt immer auf die Nacht zwischen dem 13. und 14. Tag des Hindu-Monats Phalgun und symbolisiert den Sieg des Lichtes über die Finsternis und das Ende des Winters. Im Volksglauben wird sie als die Hochzeit von Shiva und Parvati gedeutet. Im Gegensatz zu den meisten Festen der Hindus wird dieses Fest nachts gefeiert. Es geht über drei Nächte, der Höhepunkt ist die letzte Nacht. In den Tempeln werden Tausende von Öllämpchen aufgestellt. Überall sieht man Opfergaben, überwiegend Früchte. Es wird gefastet, meditiert, es werden Gebete gesprochen und das Mantra OM Namah Shivaya (OM ist der Name Shivas) pausenlos rezitiert. An diesem Tag sah ich auch erstmals eine Prozession in dem Labyrinth. Viele Frauen mit Kindern wandelten durch seine engen Gassen und die Shivalingas wurde mit Milch übergossen. Etliche Gläubige ließen Kleidungsstücke als Opfergaben dort zurück. Es war ein unbeschreiblich stimmungsvoller Abend mit vielen Gläubigen, viele in Festtagsgewänder gekleidet. Einige verrichteten dort ihre frommen Werke, andere standen nur da und unterhielten sich. In der Festhalle hatten sich viele Gläubige versammelt und lauschten der Musik.

Ballonfest in Pyin Oo Lwin

Das Ballonfest in Taunggyi (nahe dem Inle-See) ist inzwischen weltberühmt! Das machen wir auch, sagten sich die Stadtväter (oder wer auch immer) in Pyin Oo Lwin, dem früheren Maymyo. Auch hier oben möchte man den internationalen Tourismus ankurbeln, denn bisher ist die Stadt eher das Ziel von einheimischen Sommerfrischlern, die der Hitze des Tieflandes entfliehen wollen. Und es gibt viele, viele Hotels mit einer langen Off-Season.

Das Ballonfest fällt zeitlich mit dem in Taunggyi zusammen, also um den Vollmond von Tazaungmon (Oktober/November) herum. Es korrespondiert zeitlich mit dem Loi Kraton Fest (Lichterfest) in Thailand. Wenn ich richtig informiert worden bin, dauert es fünf Tage. Der Höhepunkt ist der Vollmondtag. Der Startplatz der Ballons liegt ca. 10 km östlich vom Stadtzentrum Pyin Oo Lwins (Purcell Tower) entfernt. Die große, grell beleuchtete goldene Maha An Too Kantha Pagode ist von dort gut zu sehen und sicher kein schlechter Platz, um die Ballons aufsteigen zu sehen. Die am Startplatz aufgebaute (kostenpflichtige!) Tribüne bietet in dieser Hinsicht eher weniger. Die Ballons entschwanden zumindest bei unserem Besuch schnell aus dem Blickfeld der dort Sitzenden. Hängt natürlich vom Wind ab. Wie in Taunggyi hängen an den Heißluftballons Feuerwerksgondeln. Das Feuerwerk geht los, wenn die Ballons eine gewisse Höhe erreicht haben. So zumindest der Plan! Es kommt allerdings auch vor, dass der Start sich verzögert oder der Wind den Ballon seitlich davontreibt. Womöglich in die Zuschauertribünen… Vorsicht ist auf jeden Fall geboten!!

Wir waren etwas enttäuscht: Die Anzahl der startenden Ballons ist erheblich geringer als die in Taunggyi! Dort gehen in regelmäßigen Abständen die Ballons zügig hoch. Bis in den frühen Morgen. Davon ist man in Pyin Oo Lwin noch weit entfernt. Zwischen den Starts der einzelnen Ballons liegen recht lange Zeiträume. Dafür vermag auch die Cultural Show mit traditionellen Tänzen usw. nicht zu entschädigen. Trotzdem war unser Besuch (wir waren zweimal dort) dort sehr lohnend. Der Rummel auf dem großen Festplatz war der Hit! Zuvörderst natürlich die üblichen Fressbuden und Verkaufsstände für Waren aller Art (Textilien dominieren). Marktschreierisch angeboten. Oftmals über Lautsprecher. Die Fahrgeschäfte waren gut besucht und erstaunlich modern. Eine riesige, grell beleuchtete Schiffsschaukel war besonders beliebt. Niedlich die Kinderkarussells, auf denen die Kleinen meist mit todernsten Mienen saßen, während die stolzen Eltern ihnen zuschauten. Zu meinem Bedauern gab es die schönen alten Riesenräder dort nicht, die durch junge Männer in Schwung versetzt werden, indem sie darin herumklettern. Statt dessen erstaunlich modernes Gerät. Für die Leute aus dem Nördlichen Shanstaat ist dies wohl das Erlebnis schlechthin.

Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein
hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

Also sprach Goethe! Auch ein großes Festzelt, in dem traditionelles Schauspiel (pwe) dargeboten wurde, fehlte nicht. Ebenso wie Zuckerwatte, Buden, an denen man für 1.000 Kyat sechs Bälle bekam, mit denen man auf Preise werfen konnte! Ich gewann etliche Flaschen ungenießbarer Limonade. Aber meine Angestellten haben sich gefreut. Und alle Grausamkeiten der burmesischen Küche, darunter mein Liebling: We‘ Thar Tho Hto. Innereien vom Schwein, die auf kleinen Spießchen verkauft werden. Man sitzt im Kreis um den Kessel mit dem Sud und tunkt seinen Spieß hinein. Scharfe Würze gibt’s gratis dazu. Spottbillig! Habe mich noch nicht getraut, die Spieße zu probieren. Aber dazusetzen würde ich mich schon gern mal. So muss es zu fernen Zeiten zugegangen sein, als die Urväter der heutigen Burmesen noch als Nomaden die Gegend hier unsicher machten. Auch bayi‘ kyaw (geröstete Grillen) dürfen nicht fehlen. Es ist übrigens erstaunlich kalt um die Jahreszeit, Pyin Oo Lwin liegt 1.200 m über N.N. Also warm anziehen! Mein Tipp: Unbedingt hingehen!

Deepavali in Pyin Oo Lwin

Deepavali in Pyin Oo Lwin (Maymyo)

Sonntag einen sehr stimmungsvollen Abend erlebt. Hier in Maymyo leben sehr viele Inder und dementsprechend gibt es eine ganze Reihe von Tempeln und Moscheen. Deepavali (auch Diwali genannt) ist das Lichterfest der Hindus aller Schattierungen. Es symbolisiert den Sieg des Lichtes über die Finsternis, des Guten über das Böse und des Wissens über die Ignoranz. Übrigens ein offizieller Feiertag im buddhistischen Myanmar. Aber die Jungs hier lassen ja kaum einen Anlass zum Feiern aus … Zu diesem Fest sind die Häuser, Geschäfte und sonstige von Hindus bewohnten Gebäude hell erleuchtet und mit Lichterketten geschmückt. Dazu erklingt religiöse Musik. Auf dem Fußboden sind oft mandalas gemalt. Das sind bunte, geometrisch angeordnete Symbole, oft religiösen Inhalts, manchmal auch nur als Schmuck. Und es werden natürlich Öllichte entzündet. Am hellsten erleuchtet und geschmückt sind natürlich die Tempel.

Hier in Maymyo gibt es drei Hindu-Tempel, wenn ich recht informiert bin:

  • Pashupatinath ist der Tempel der Gurkhas (Nepali), Nachfahren von Soldaten der britischen Armee. Pashupati ist eine Erscheinung des Gottes Shiva als Herr der Tiere. Als Vorbild gilt der berühmte Tempel gleichen Namens in Kathmandu (Nepal)
  • Der Ganesha-Tempel ist der Treffpunkt der südindischen Tamilen. Er ist dem elefantenköpfigen Gott Ganesha geweiht. Der ist auch unter anderen Namen wie z. B. Ganapati, Vinayaka usw. bekannt. Er gilt als Überwinder von Hindernissen und Schutzherr der Kaufleute, Bankiers, Schriftsteller – und Diebe! Sein Vehikel (vahana) ist die Ratte. Er gehört zum shivaitischen Formenkreis.
  • Im Krishna-Tempel treffen sich die ‚Inder‘, wie mir eine Dame dort sagte. Mein Hinweis, dass doch auch die Tamilen und die Nepali irgendwie Inder sein, wurde weggelächelt. Der blauhäutige Krishna, meist als Kind dargestellt, ist der Schutzherr der Hirten. Er gilt als die 8. Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu. Interessanterweise gilt Buddha den Vishnuiten (Vaishnavas) als die 9. Inkarnation ihres Gottes.

Ich fuhr mit dem Fahrrad zu den drei Tempeln, um mir die Zeremonien dort anzuschauen. Die Gurkhas (burm. Gorakha) feiern offenbar lieber daheim. Zwar waren auch hier mandalas auf den Boden gemalt, aber der Andrang der Besucher hielt sich in Grenzen. Um es mal freundlich auszudrücken. Immerhin war ein Brahmane anwesend, der mir für 1000 Kyat einen roten Punkt (tilak) auf die Stirn tupfte. Eigentlich schade, denn der Pashupatinath-Tempel ist sehr interessant. Auch die ‚Inder‘ scheinen sich mehr daheim zu vergnügen als in ihrem Tempel. Nur gelegentlich verirrten sich ein paar Besucher dorthin.
Bei den Tamilen im Ganesha-Tempel hingegen war die Bude voll. Ein großes mandala schmückte den Vorplatz des Tempels und auch im Tempel selbst waren viele auf den Boden gemalt. Rings herum waren Öllämpchen (tausend an der Zahl, wie mir ein Brahmane verriet) angeordnet, die von den Gläubigen entzündet wurden. Die Frauen hatten sich in ihre schönsten Saris gehüllt. Dazu tamilische Musik, sehr stimmungsvoll. Da ich mal Tamilisch studiert habe, konnte ich Eindruck schinden mit dem Wenigen, an das ich mich noch erinnerte: Oru nalla matukka or adi, oru nalla manithanukka oru col (‚Ein guter Ochse braucht nur einen Schlag. Ein guter Mann nur ein Wort‘). Oder wie wär’s hiermit? Panam enral, pinamum vayeit tirakkum – Sage Geld und selbst ein Leichnam öffnet seinen Mund! Als ich dann noch ein paar Wörter in tamilischer Schrift entzifferte, galt ich endgültig als Genie! Dann schwang ich mich aufs Rad und fuhr wieder nach Hause.

Htam Sam Cave, Hopong

Überland von Taunggyi nach Kyaing Tong

Seitdem ich 1977 das erste Mal nach Myanmar (damals noch Burma genannt) kam, hatte ich davon geträumt, diesen Trip zu machen. Wie oft stand ich in Taunggyi oder Kyaing Tong und malte mir aus, wie es wohl sein würde, wenn man diese Tour ‚overland‘ machen könnte. Und was hatte ich nicht alles gehört über den Straßenzustand und die Dauer der Reise. Eine Schmugglerin in Mae Sai erzählte mir einmal, dass ein LKW von dort nach Taunggyi vierzehn Tage braucht. Wie gern wäre ich mitgefahren! Etliche Jahrzehnte war es schlicht unmöglich, denn die Straße (NH 27) führt durch ein Gebiet, das lange von Insurgenten und Stammesarmeen kontrolliert wurde. Auch heute kommt es noch zu Zusammenstößen zwischen der Armee und Rebellengruppen. Jedoch: Kein Grund zur Sorge! Sobald es Probleme gibt, wird die Straße gesperrt. Und jetzt, 42 Jahre später, wurde mein Traum wahr!

Die offiziellen Angaben zu dieser Reise sind widersprüchlich. MTT (Myanmar Travel & Tours) sagte uns, dass gar keine Genehmigung (Permit) benötigt würde. Andere wieder sagten, dass es ohne Permit nicht ginge. Also besorgten wir uns vorsichtshalber eins. Das stellte sich als gute Idee heraus, denn als wir an der Salween-Brücke ankamen, teilten uns die Polizisten dort mit, dass sie uns ohne Permit nicht über die Brücke gelassen hatten. Also besser ein Permit beantragen! Alle mitreisenden Ausländer müssen in dem Permit aufgelistet werden. Falls jemand im letzten Moment abspringt, einfach den Namen streichen. Und nicht vergessen, jede Menge Passkopien und Kopien des Permits mitzubringen. Die burmesische Bürokratie ist unersättlich! Ausländer müssen in Begleitung eines Guides reisen. Es stellte sich heraus, dass wir auch ohne Permit problemlos von Heho bis zum Salween hätten fahren können. Keine Checkpoints! Ohne Permit können Ausländer offenbar bis zum Salween fahren. Wie wir hörten, kann man in dem Fall auch dort wohnen, wo es einem zusagt. Vorausgesetzt natürlich, die Unterkunft hat eine Lizenz zur Aufnahme von Ausländern… Mit Permit kann man nur in Namhsan übernachten. Wir bezahlten 40.000 Kyat für eine halbwegs passable Unterkunft. Mit heißem Wasser! Worüber man sich freut, denn die Nächte dort oben sind kalt!

Wir waren zu sechst (Tobias und Htet Htet, Klaus, Lucas, Andreas und ich) in einem recht komfortablen Hyundai H 1 der Yoma Fleet unterwegs. Tobias hat einen burmesischen Führerschein und fuhr die gesamte Strecke. Insgesamt sind es 480 km von Heho nach Kyaing. Von Heho nach Nam Hsam sind es ca. 160 km. Das bedeutet, dass man zwei Drittel der Strecke an einem Tag zurücklegen muss. Es ist streng untersagt, nachts zu fahren. Daher am besten gleich nach Sonnenaufgang in Nam Hsam losfahren!

Htam Sam Cave, HopongUm halb zehn fuhren wir von Heho ab und erreichten Namhsam um vier Uhr nachmittags. Da wir am ersten Tag viel Zeit hatten, legten wir viele Stopps ein. Den ersten in Hopong, ca. 50 km von Heho entfernt. Dort gibt es eine berühmte Höhle namens Htam Sam Cave. Eintritt für Ausländer: unglaubliche 20 (zwanzig!) USD. Das muss wohl das teuerste Eintrittsgeld im ganzen Land sein. Immerhin billiger als die vatikanischen Museen! Daher beauftragten wir unsere einheimische Reiseleiterin, dort Fotos zu schließen. Was sie auch tat.

Als wir die Brücke über den Schöpfrad am Nang Pawn RiverNampawn River überquerten, sahen wir im Fluss ein (antikes) Eimerschöpfrad, mit dessen Hilfe die umliegenden Felder bewässert wurden. Dem Aussehen nach zu urteilen, muss es dort schon Jahrhunderte seinen Dienst leisten. Nach ein paar Meilen erreichen wir Panglong, Schauplatz des historischen Treffens zwischen Aung San und den 23 Vertretern der ethnischen Minderheiten. Im Ort gibt es interessante Tankstellen und gute Shan-Noodles, die wir uns zum Mittagessen reinzogen. Anschließend besuchten wir die Konferenzstätte, wo am 12. Februar 1947 (Union Day) das Panglong-Abkommen unterzeichnet wurde. Ich hatte eigentlich ein Haus erwartet, aber offenbar fand die Unterzeichnung unter freiem Himmel statt. Oder unter einem Baum. Wir fuhren weiter und nachdem wir einen 1.700 m hohen Pass überquert hatten, erreichten wir unser Tagesziel Namhsam. Wir übernachteten im PINELAND 2 Hotel für 40.000 Kyat.

Lahu-HochzeitWir verließen Namhsam um 6.30 a.m. Unweit Kho Lam hielten wir in einem kleinen Dorf der Ta’Ang Palaung. Die Männer tragen bemerkenswerte Pluderhosen, die wir vorher nie gesehen hatten. Nicht weit entfernt davon liegt der wunderschöne Nawng Phar Lake, über und über mit Lotus bewachsen. Besuch nicht versäumen! Nahe dem Kilometerstein 331 reckt sich ein sehr dominantes, dicht bewaldetes Massiv aus Reisfeldern. Nach ein paar km sahen wir festliche Aktivitäten und hielten an. Es Der mächtige Salweenhandelte sich um eine Lahu-Hochzeit. Die Lahu sind Christen und wir sahen, wie zwei Brautpaare von einem Priester gesegnet wurden. Die Bräute waren 16 und 17 Jahre alt, die Ehemänner in spe sahen nicht viel älter aus. Wir wurden zum Festschmaus eingeladen (viel Fleisch!), aber da wir noch einen langen Weg vor uns hatten, mussten wir uns den Genuss leider verkneifen. Wir überquerten den imposanten Pang River, einen Nebenfluss des Salween (burm.: Than Lwin). Und nicht viel später lag er endlich vor uns: Der Salween River! An der Brücke war der erste Checkpoint während unserer Reise. Die Polizisten dort waren sehr freundlich und sagten uns, dass wir die Brücke ohneEin Wasserfall am Wegesrand Permit nicht hätten überqueren dürfen. Ende der Fahnenstange! Aber wir hatten ja eines! Für manche mag es überraschend sein, dass der Salween länger ist als der mächtige Ayeyarwady. Allerdings ist er als Schifffahrtsweg unbedeutend. Zum einen fließt er überwiegend durch gebirgiges, dünn besiedeltes Terrain. Zum anderen ist er nur bis zu 200 km von der Mündung flussaufwärts schiffbar. Der Ayeyarwady hingegen ist bis Bhamo, 1500 km von der Mündung entfernt, schiffbar. Wenn auch manchmal nur unter Schwierigkeiten, wie jeder weiß, der schon mal bis Bhamo hinaufgefahren ist! Sandbänke! Nicht weit vom Salween entfernt stoppten wir an einem romantisch gelegenen kleinen Wasserfall. Zu unserer Überraschung fanden wir dort überhaupt keinen Plastikmüll! Ein seltenes Erlebnis im Goldenen Land. Seltsamerweise fanden wir dort eine (biologisch abbaubare!) Unterhose, die über einen Baumstamm gelegt war. Der Besitzer war jedoch weit und breit nicht zu sehen. Bevor wir das Becken von Kyaing Tong erreichten, mussten wir noch eine Passhöhe von fast 2.000 m überwinden, ehe wir an unserem Ziel ankamen.

Kyaing Tong ist eine geruhsame Stadt, die einst der Sitz eines wichtigen Shan-Fürsten war. Seit meinem Besuch 2002 hat sich dort eine Menge getan. Es gibt inzwischen einige recht ordentliche Restaurants. Am besten gefiel uns das Iron Cross, von dessen Terrasse man einen schönen Blick über den See hat. Wir wohnten im Amazing Kyaing Tong Hotel, dem früheren Kyaing Tong New Hotel. Es wird von vielen Reisenden gemieden, weil es an der Stelle des 1991 von der Militärregierung abgerissenen Palastes des Shan-Sawbwas (Haw) steht. Jeder muss das für sich selbst entscheiden, aber ich denke, es ist mit Abstand das beste Hotel vor Ort. Natürlich im sozialistischen Stil, ich fühlte mich in die die ‘gute alte Zeit‘ versetzt. Das Frühstück ist ganz passabel: Es gibt Butter statt Mother’s Choice! Die Zimmer waren sauber und relativ groß, die Bäder in gutem Zustand. Funktionierendes Heißwasser, Air Condition und TV. Wenn man sich auch in Letzterem etwas mehr Auswahl gewünscht hätte. Einige unserer Kunden berichteten von einem Gefühl der Verlorenheit, das sie nachts auf den Gängen des vierstöckigen Gebäudes befallen habe. Sie seien sich vorgekommen wie im Overlook Hotel in Oregon, US, wo Szenen des Films ‚The Shining’ von Stanley Kubrick gedreht wurden. Jack Nicholson war jedoch nirgends zu sehen. Schade! Das Hotel hat sogar einen Swimmingpool. Darin tummelten sich viele fröhliche Kinder. Mir kam der Gedanke, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee war, den vormals der Nobilität vorbehaltenen Garten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Palast hätte aber gern stehen bleiben können. Wäre vielleicht besser gewesen, ein schönes Boutique-Hotel daraus zu machen. Hätte, hätte – Fahrradkette!

Die Stadt beherbergt eine erstIm Wat Jong Kham Tempelaunliche Zahl an Tempeln. Zeitweise fühlte ich mich nach Chiang Planetenandachtsstätte im Wat Jong Kham. Rahu ganz rechts, dargestellt durch die Szene im Parilayaka ForestMai versetzt. Nur die Luft war besser! Die meisten Tempel sind im laotischen Stil gebaut, burmesische Stilelemente sind eher selten. Wat Jong Kham ist definitiv der Schönste unter ihnen. Er beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Buddhastatuen. Die Wände sind mit Blattgoldbildern auf Lack geschmückt, die Szenen aus der Buddhavita, den Jatakas usw. zeigen. Ein interessantes Detail in dieser Region sind die Planetenandachtsstätten (gyo daing). Sie zeigen nicht die in Myanmar üblichen Tiere (wie z. B. den Löwen für Dienstag), sondern Buddhas in verschiedenen Haltungen (mudras und asanas).

Leider war es nicht gestattet, den zur Special Region 4 führenden Highway nach Mongla zu befahren, der ‘Hauptstadt’ der Region. Auch genannt Myanmar’s Las Vegas! Nur für Chinesen! Daher konnten wir auch die zwei schönen Dörfer der Loi Wa nicht besuchen: Wan Nyat und Wan SengColonel Rubels Haus, Loi Mwe. Schade, dort gibt es so schöne Tempel. Dazu noch Langhäuser, in denen mehrere Familien wohnen. Damals sah ich noch Männer mit altertümlichen Flinten und Armbrüsten auf die Jagd gehen. Es gibt einen Menge Teeplantagen dort oben. Nur, vielleicht beim nächsten Mal! So fuhren wir nach Loi Mwe (von den Briten ‘Misty Mountain’ = Nebelberg genannt). Der Ort liegt etwa 30 km südlich von Kyaing Tong. Vom Highway Nr. 4 zur thailändischen Grenze geht eine Bergstraße ab – nichts für Angsthasen! Spektakuläre Reisterrassen unterwegs. Loimwe ist stolz auf einen künstlichen See, eine Pagode auf dem Hügel und eine katholische Kirche. Dort trafen wir einen Priester, der gerade das Neue Testament in seine Sprache (Akha) übersetzt hatte. Die ‚Hauptattraktion‘ ist vermutlich die frühere Residenz von Colonel Rubel’s, genau hundert Jahre alt. Zutritt leider nicht gestattet. Von hier aus wachte der Colonel über diesen östlichsten Ausläufer Britisch-Indiens.

Am zweiten Tag besuchten wir die Dörfer verschiedener Stämme in der Nähe von Kyaing Tong. Unter diesen hatten die christlichen Lahu und die buddhistischen Palaung die hübschesten Dörfer. Weiter oben am Berg wohnen die christlichen Akha. Dort finden sich mancherorts noch Spuren der alten animistischen Religion. Die Eine freundliche Eng-Fraualte Unsitte, Zwillinge (= Unglück verheißend) gleich nach der Geburt im Wald auszusetzen, ist inzwischen auch bei den noch animistischen Akha weitestgehend verschwunden. Heute gibt man sie stattdessen im Waisenhaus ab. Daher die erstaunliche Zwillingsdichte in diesen Institutionen. Die Eng (Ann) schließlich wohnen ganz oben am Berg. Dort ist die Landwirtschaft mühselig und die Erträge sind niedrig. Dementsprechend arm sind die Menschen. Die Eng haben noch viele Elemente ihres alten animistischen Glaubens behalten und sie tragen alle Tracht. Ihre schwarzen Zähne sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten sind sie sehr nette Menschen, die gern Spaß haben. Nach der schweißtreibenden Trekkingtour kann man sich in den nahe gelegenen heißen Quellen erfrischen.

Fazit: Unbedingt machen! Falls ihr Hilfe bei der Planung braucht, leisten wir sie gern!

Fotos: Klaus Scholpp und Lukas Messmer!

Vom Golf von Bengalen zum Shan Plateau

Novizen am Ngwesaung Beach

Anfang Mai d. J. mieteten wir (Tobias und Htet Htet, Martin und seine Frau Bee sowie Ei Ei und ich) uns ein komfortables Auto und machten eine 14-tägige Tour durch Myanmar. Da Ei Ei und ich den Strand von Ngewsaung schon sehr gut kennen, stießen wir erst in Pathein dazu. Die Hauptstadt des Deltas hat uns sehr gut gefallen, dort lebt das alte Burma noch. Obwohl es seit kurzem ein großes Shopping Center gibt. Zu unserem Erstaunen – und unserer Freude – gab es dort sogar echte HARIBO-Gummibärchen. Mit denen wir uns kräftig eindeckten. Wir wohnten im ‚The First Hotel‘, ganz neu und passabel, direkt an der Corniche – wenn man das denn mal so nennen will – gelegen …

Vom Strand in Ngwesaung (unsere Freunde wohnten im Shwe Hintha Hotel, einfach aber gut) ist es nur eine Stunde Fahrtzeit. Über den südlichsten Teil des alten Pathein-Monywa Highways ging es Richtung Norden. Der Highway verbindet das Delta mit Monywa, dem wichtigsten Ort des Chindwin-Tales (Sagaing Region). Er verläuft auf dem Westufer des Ayeyarwady River. Die burmesischen Regierung baute ihn in den 50er Jahren, um die von Rebellen kontrollierten Gebiete auf dem Ostufer des Ayeyarwady zu umgehen. Ein paar km südlich des Ortes Alezu verließen wir den Highway und bogen Richtung Westen ab. Wir überquerten das Arakan-Gebirge (Rakhine Yoma), das den gleichnamigen Bundesstaat vom Rest des Landes trennt. Das Gebirge schließt an die Ausläufer des östlichen Himalayas (Chin Hills) an und verläuft bogenförmig in Nord-Süd-Richtung. Es ist nur spärlich besiedelt, die Straßenverbindungen zum ‚Rest des Landes‘ sind denkbar schlecht. Der schmale Landstreifen zwischen dem Gebirge und dem Golf von Bengalen hingegen zählt zu den am dichtesten besiedelten Gebietes Myanmars. Das Gebirge wird nach Süden hin immer flacher, bis es am Kap Negrais im Golf von Bengalen zu verschwinden scheint. Was ein Fehlschluss ist: Es setzt sich Richtung Süden über die Andamanen und Nikobaren bis nach Sumatra fort.

Der Arakan (Rakhine) Staat ist seit geraumer Zeit in den Schlagzeilen: Hier gibt es große Probleme zwischen aus Bengalen eingewanderten Moslems (Eigenbezeichnung Rohingya) und den buddhistischen tibeto-burmanischen Arakanesen. Sie gipfelten in der Vertreibung von etlichen hunderttausend Moslems nach Bangladesh. Hinzu kommt seit einiger Zeit ein Konflikt zwischen der von ethnischen Arakanesen begründeten Arakan Army (die die Unabhängigkeit des Gebietes anstrebt) und burmesischen Regierungstruppen. Er hat schon zu etlichen Scharmützeln mit Todesopfern auf beiden Seiten geführt. Die Bevölkerung ist zwischen die Fronten geraten und das Hauptopfer des Konfliktes – wie leider so oft in Myanmar. Da sich besagte Ereignisse überwiegend im Norden des Bundesstaates abspielen bekamen wir nichts davon mit.

Die Grenze zwischen der Ayeyarwady Region und dem Rakhine State wird kontrolliert. Die Immigration-Behörde schaut sich die Reisepässe an und die Namen der Reisenden werden in ein dickes Buch eingetragen. Ausländer scheinen hier selten durchzukommen. Etwa eine Stunde später erreichten wir den Ort Gwa, romantisch am Golf von Bengalen gelegen. Von dort ist es noch etwa eine Stunde Richtung Norden bis zum Ort Kanthaya. Über eine schlechte Straße geht es zum Meer. Und dort lag unser Ziel, die Arakan Nature Lodge!

Strand der Arakan Nature Lodge

Der Betreiber ist ein Schweizer Krankenpfleger namens Ueli, der seit einiger Zeit in Myanmar lebt. Wie er berichtete, habe er längere Zeit in Sandoway für eine NGO gearbeitet. Dann bekam er das Angebot, dieses Resort zu übernehmen und er schlug ein. Die Arakan Nature Lodge besteht aus mehreren recht komfortablen einstöckigen Bungalows und zwei zweistöckigen Häusern, in denen jeweils zwei Zimmer untergebracht sind. Einige der Bungalows liegen am direkt am Strand, der Rest in der zweiten Reihe. Die Preise fanden wir vergleichsweise hoch (über 100 Dollar), allerdings ist zu berücksichtigen, dass hier Vollpension geboten wird. Das Essen schmeckte gut, auch wenn es manchmal etwas spärlich dosiert war. Ueli und sein Team geben sich große Mühe und verwöhnen ihre Gäste nach Kräften. Der Strom kommt aus der Solaranlage und ist von abends um 6 bis morgens um 7 verfügbar. Es gibt weder eine Klimaanlage noch Ventilatoren, was für uns (in der heißen Jahreszeit!) o.k. war. Vom Meer wehte stets eine kühle Brise. Nur am Nachmittag konnte es unangenehm heiß werden. Die Toiletten sind nicht mit Wasserspülung ausgestattet, nach Benutzung wird ein Gemisch aus Reishülsen und sonstwas eingestreut. Wir konnten keinen Unterschied zur Wasserspülungen feststellen, so weit es den Geruch betraf. Die Gäste waren meist Expats, d. h. in Myanmar ansässige Ausländer. Zur Zeit unseres Besuches waren dort etliche Ehepaare mit Kindern zu Gast.

Kissenlava

Das Highlight ist – wie zu erwarten – der Strand. Wunderschön und praktisch menschenleer. Nur ab und zu sahen wir ein paar Fischer am Meer. Einen solchen Strand gibt es eigentlich nur in Katalogen. Das Meer ideal zum Baden, auch für Kinder. Es dauert eine ganze Weile, ehe man tiefes Wasser erreicht. Am nördlichen Ende des Strandes sehr interessante, bizarre Felsformationen (Kissenlava, siehe unten). Wir haben dort nicht getaucht oder geschnorchelt, aber schon was man von oben sehen konnte, war eindrucksvoll! Das Resort stellt Masken, Flossen und etliche Wassersportgeräte gratis zur Verfügung. Die Anreise ist – bei einem so abgelegenen Ort nicht verwunderlich – etwas beschwerlich. Mit dem Auto sind es ca. acht Stunden von Yangon. Ein weniger anstrengender Weg führt über Ngapali/Sandoway, das von Yangon bequem mit dem Flieger zu erreichen ist. Vom kleinen Airport aus sind es ca. drei Autostunden bis zum Resort. Auf dem Weg viele unberührte Strände. In Kanthaya selbst gibt es schon etliche Guest Houses und Hotels die nach unserem Eindruck überwiegend von Einheimischen besucht wurden.

Unser nächster Stopp war besagtes Ngapali. Dort hat sich sehr viel getan, teilweise erinnerte es mich an Kuta Beach (Bali) in den 70ern. Mit Ausnahme des in Ngapali nicht vorhandenen Nightlife, versteht sich! Wir wohnten in der Yoma Cherry Lodge, eine schöne Anlage nördlich des Hauptstrandes. Leider wird die Bucht auch von vielen Fischern als Ankerplatz benutzt. So stinkt es oft nach Diesel, die Fischer gehen ihrer Arbeit nach und der Strand ist demgemäß nicht besonders attraktiv. Mit dem Wagen war es nur ein kurzer Trip bis zum Hauptstrand, wo man gut baden konnte. Wenn wir eine Rangliste der besuchten Strände aufstellen sollten, würde der Arakan Nature Lodge der erste Platz gebühren, Ngwesaung läge auf Platz 2 und Ngapali auf dem letzten Platz.

Nach drei Tagen in Ngapali machten wir uns auf den Weg nach Pyay, auf der Ostseite der Rakhine Yoma gelegen. Die Straße führte Richtung Norden nach Taungok. Von dort führt die Hauptstrecke nach Osten über die Rakhine Yoma nach Pyay. Das Gebirge ist hier schon erheblich höher als weiter im Süden. Die Grenze zwischen dem Rakhine State und der Bago Region verläuft auf dem Hauptkamm (ca. 1.300 m hoch). An der Grenze wieder der übliche Check und dann ging es weiter nach Pyay (Prome) das wir am Abend erreichten. Zu meinem Erstaunen war dieses Gebirge sehr trocken, die Vegetation weitgehend verdorrt, obwohl es so nah am Meer lag. Und noch größer wurde mein Erstaunen, als das nächste Gebirge, die Bago Yoma, schon erheblich grüner war – obwohl viel weiter vom Meer entfernt. Und um das Bild perfekt zu machen, war das noch weiter östlich gelegene Shan-Gebirge das grünste! Das wird sich vermutlich mit Einsetzen des Monsuns grundlegend ändern.

Brillenbuddha

Pyay, früher als Prome bekannt, ist eine recht große Stadt am Ayeyarwady, der hier von einer gewaltigen Brücke überspannt wird. Neben den üblichen Pagoden hat die Stadt selbst nicht viel zu bieten. Wir wohnten Lucky Dragon Hotel, ganz o.k.! Allerdings wird ihm vermutlich das neu eröffnete Pyay Garden Hotel in absehbarer Zeit den Rang ablaufen. Wer den guten alten sozialistischen burmesischen Stil mag, wird sich im Mingala Garden wohl fühlen. Die Sehenswürdigkeiten liegen etwas abseits. Da ist zum einen der Brillenbuddha in Shwedaung, ein wichtiges Pilgerzentrum. Angeblich hat ein Brite, dessen Frau an einem Augenleiden erkrankt war, die Brille in den 20er Jahren gestiftet. Es wurden schon etliche Versuche unternommen, sie abzunehmen. Sie alle endeten in Katastrophen verschiedener Art. Also ließ man es … Neun Mönche sind nötig, um die Brille alle zwei Wochen zu reinigen.

Flaschenkürbis-Stupa

Bedeutend interessanter ist da schon Sri Kshetra, bei den Burmesen als Tharekittaya bekannt. Es ist die letzte der großen Städte des geheimnisvollen Pyu-Volkes, das in der Frühgeschichte Myanmars eine wichtige Rolle spielte. Die große Stadt wurde im 9. Jahrhundert von Feinden überwältigt und ihre Bewohner zerstreuten sich. Die Ruinen erstrecken sich über ein großes Gebiet und sind erheblich älter als die Bauten von Bagan. Ein kleines Museum erzählt die Geschichte der Stadt. Die Pyu sind die ‚Erfinder‘ des Flaschenkürbis-Stupa (Bu Hpaya), von denen auch in Bagan etliche zu sehen sind. Neben den großen Stupas Hpayagyi und Bawbawgyi ist vor allem der Laymyethna-Tempel mit seinen vier Eingängen interessant. Vermutlich ist er die erste seiner Art im ganzen Lande …

Bago Yoma Eco Resort

Nach der Besichtigung Sri Kshetras fuhren wir Richtung Osten zur Bago Yoma (Bago-Gebirge). Dieses erstreckt sich vom Mt. Popa (nahe Bagan) im Norden über mehrere hundert km nach Süden. Sie endet in Yangon. Der Theingottara-Hügel, auf dem die Shwedagon steht, ist sozusagen der letzte Ausläufer dieser Bergkette. Sie ist nicht besonders hoch, aber ein wichtiges Zentrum der Forstwirschaft. Die meisten Teakstämme kommen von hier. Hier sind noch Arbeitselefanten im Einsatz! Es ist möglich, die Camps nach Absprache zu besuchen. Im Gegensatz zu anderen Camps (z. B. das Poe Khyar Camp) ist das hier ‚the real thing‘! Wir wohnten in der Bago Yoma Eco Resort, die am westlichen Hang des Gebirges liegt. Eine sehr geschmackvoll eingerichtete Lodge mit komfortablen, schönen Bungalows. Nachts gab es sogar Aircon. Von dort aus lassen sich Ausflüge ins Bago-Gebirge unternehmen. Hier gibt es noch wilde Elefanten und sogar Tiger. Zumindest las ich vor längerer Zeit in der New Light of Myanmar, dass Wilderer hier einen solchen erlegt hätten und streng bestraft wurden. Wir verließen die Lodge nach dem Lunch und fuhren nach Toungoo.

Thandaungkyi

Toungoo ist die Keimzelle des zweiten burmesischen Großreiches (16.–18. Jahrhundert). Die Könige von Toungoo verlegten ihre Hauptstadt erst nach Bago (Pegu) und später nach Ava (Inwa). Die gewaltige Palastanlage erinnert an die vergangene Größe. Wir wohnten im Myanmar Ahla (Myanmar Beauty Hotel). Das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Demnächst wird ein großer Neubau eröffnet. Man rechnet offenbar mit einem kräftigen Zuwachs des Tourismus – auch in dieser eher abgelegenen Gegend. Für uns war die Stadt die Basis für einen Ausflug nach Thaundaungkyi. Nachdem man die staubige Ebene verlassen hat, erreicht man eine wunderschöne, grüne Bergwelt. Wie schon oben ausgeführt, die grünste von allen! Hier beginnt der Karen-Staat. Dort leben sehr viele Christen und für die ist Thandaungkyi ein wichtiges Pilgerzentrum. Auf einer Bergspitze erhebt sich das ‚größte christliche Kreuz Myanmars‘. Es ist aus Stahl und aufgrund seiner guten Beleuchtung auch nachts weithin sichtbar. Dort oben trafen wir viele nette Leute! Wir kehrten nach Toungoo zurück und dort trennten sich unsere Weg: Tobias, Htet Htet, Martin und Bee fuhren nach Yangon und wir nach Bagan und dann weiter nach Mogok (siehe vorherigen Blogeintrag: „RUBY LAND – Ein Ausflug nach Mogok„).

Axel Bruns

EINE REISE IN MYANMARS TIEFEN SÜDEN

Wir legten die gesamte Strecke von Yangon nach Myeik/Mergui überland zurück. Den ersten Abschnitt (Yangon – Ye) mit dem (sehr preiswerten) public bus. Die Fahrt dauerte ca. 11 Stunden. Es gibt nicht viel zu sehen in Ye, einer verschlafenen kleinen Stadt. Wir wohnten im Star Light Guest House. Dessen Besitzer, ein US-Amerikaner und seine burmesische Frau haben vor kurzem ein Resort in der Nähe der Stadt eröffnet. Vermutlich das beste Hotel in der Gegend. Besonders gut gefiel uns der Sasana-2500-Tempel, der romantisch in einem See gelegen ist. Im Tempel eine schöne Darstellung der 16 Träume des Königs von Koshala. Sie stellen eine sehr wichtige Richtschnur für gläubige Buddhisten dar. Der König war ein persönlicher Freund des Gautama Buddha. Er hatte 16 merkwürdige, apokalyptische Träume, die ihm keiner erklären konnte. Daher bat er den Buddha, das zu tun, und der folgte der Bitte. Am besten gefiel uns Traum Nr. 6: Der König träumte von einem räudigen Köter, der in ein Gefäß aus purem Gold pinkelte (siehe linke Seite des Bildes). Die Bewohner des Dorfes sahen dem erbärmlichen Schauspiel teilnahmslos zu. In anderen Darstellungen sieht man die Dörfler sogar weitere goldene Gefäße herbeibringen, auf dass der Köter auch diese vollpinkle. Die Erklärung findet sich auf der rechten Seite: Ein anständiges junges burmesisches Mädchen sitzt zusammen mit einem jungen Mann auf einem Sofa. Der Bursche trägt einen echt grellen lilafarbenen Anzug. Er hat seinen Arm in besitzergreifender Manier um ihre Schulter gelegt. Sicherlich nicht der Typ Mann, den sich burmesische Eltern als Schwiegersohn wünschen. Wie auch immer, wir fanden ihn sympathischer als die eher langweilige Familie des Mädchens. Vater und Mutter sitzen auf dem Sofa und der Vater packt ein Geschenk (?) aus. Ihrem Gesichtsausdruck nach sind sie nicht besonders glücklich. Frage: Was steckt dahinter? Antwort: Der räudige Hund repräsentiert den zukünftigen Schwiegersohn. Der ist natürlich ein ‘Foreigner’, wie man an seinem Gesicht und der Haarfarbe unschwer erkennen kann. Höchstwahrscheinlich sind die Eltern gezwungen (finanzielle Gründe?), ihre Tochter diesem nichtsnutzigen Ausländer zu überlassen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass er das Mädchen total versauen wird und es somit für sein Volk verloren ist. Und die Moral von der Geschicht‘? Wenn es so weit kommt, dass die Burmesen ihre Töchter mit Ausländern verheiraten müssen, ist das Ende der Welt nicht mehr fern. Der Ami und ich sollten uns was schämen! Man könnte fast glauben, dass die Burmesen Rassisten sind …

Wir mieteten uns in Ye ein Auto, mit dem wir nach Dawei fuhren. Unterwegs schauten wir uns die berühmte Dawei Special Economic Zone (SEZ) an. Wenn man den Gerüchten glauben darf, wird hier eines der bedeutendsten Hafenprojekte Südostasiens entstehen. Das ist zumindest der Plan. Ein Kohlekraftwerk (Tanintharyi verfügt über bedeutende Vorkommen) soll die nötige Energie für den zukünftigen Welthafen liefern. Singapur, nimm dich in Acht! Was wir sahen, nahm sich doch eine Spur bescheidener aus: Nahe dem wunderschönen Nabulay Beach (siehe Foto) nahe dem Dorf Yaw Min Gyi rosteten ein paar Bagger still vor sich hin. In der Nähe noch ein paar anscheinend verlassene Häuser. In einem davon kann man die großen Ambitionen der Burmesen und ihrer thailändischen Geschäftspartner besichtigen. Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt, denn es wäre schade um die schönen Strände von Dawei. An der Küste reiht sich ein Traumstrand an den nächsten. Offenbar ist das Paradise Resort (definitive kein Luxus!) am Paradise Beach bisher das Einzige, das Gäste beherbergen kann. Obwohl die Fahrt von Dawei dorthin sehr mühsam ist und drei Stunden dauert. In Dawei wohnten wir im Hotel Dawei. Überraschend guter Standard für diese abgelegene Gegend. Selbst ein Swimming Pool fehlt nicht. Nur das Frühstück könnte besser sein.

Myeik

Von Dawei fuhren wir mit einem Sammeltaxi nach Myeik. Unsere Freundin Kyawt Kyawt erwartete uns am Busbahnhof. Sie ist dort geboren und betreibt ein Reisebüro. Sie hatte für uns Zimmer in dem ausgezeichneten Green Eye Hotel gebucht. Von dort bietet sich ein toller Blick auf die Altstadt, den Hafen der Stadt und die Insel Pahtaw Pahtet mit dem großen liegenden Buddha. Das (verbesserungsfähige) Frühstück wird auf der Dachterrasse serviert. Auf dem Night Market werden in vielen Restaurants sehr gute Meeresfrüchte serviert. Auch unser Lieblingsplatz, das Mergui de Kitchen (in einer alten kolonialen Villa), bietet gute Küche.

Myeik (früherer Name: Mergui, ausgesprochen etwa wie ‚Behk‘) ist die größte Stadt in der Provinz Tanintharyi. Ein paar Meilen nördlich davon liegt der Port Dockyard. Dort werden nach traditioneller Weise hölzerne Schiff gebaut und repariert. Definitiv einen Besuch wert! Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Über Jahrhunderte sind Menschen aus ganz Asien dorthin gekommen, um zu handeln und Geschäfte zu machen.

Es gibt dort eine alteingesessene chinesische Community (genannt ‘Baba’), Nachkömmlinge chinesischer Händler, die einheimische Frauen geheiratet haben. Während unseres Aufenthaltes sahen wir etliche ‘Drachentänzer’ (chinesisches Neujahrsfest!). Die malaiischen Bewohner der Stadt (‘Pashu’ genannt) haben ebenfalls Teile ihre Kultur erhalten können.

Trotz etlicher Großfeuer in den letzten Jahrzehnten hat Myeik noch eine Menge kolonialer Architektur zu bieten (siehe Foto). Vor allem in der Nachbarschaft der Palae Road. Diese Häuser sind mehr als hundert Jahre alt und man kann nur hoffen, dass sie für kommende Generationen erhalten werden. Wir sahen viele chinesische ‘Shop Houses’ (im Erdgeschoss das Geschäft, in den Räumen darüber Wohnung). Selbst ein schöner Badebrunnen aus der alten Zeit ist dort noch zu bewundern. Wahrhaftig, ein Spaziergang in die Vergangenheit!

 

Eine gute Einführung in die turbulente Geschichte der Stadt bietet das Buch Siamese White von Maurice Collis. Samuel White machte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Golf von Bengalen als Freibeuter unsicher. Sehr zum Unwillen der British East India Company, die mehrfach versuchte, ihm das Handwerk zu legen. Nebenberuflich war er noch als Hafenmeister für den König von Siam (der damals die Stadt beherrschte) tätig. Wodurch er sehr reich wurde. Nach einem aufregenden Leben, in dem er mehrfach dem Tod nur knapp von der Schippe sprang, zog er sich nach England zurück, um dort das Leben eines Gentleman zu führen. Der er allerdings nie gewesen war. In ‘ausgleichender Gerechtigkeit’ (?) blieb ihm nicht viel Zeit, die Früchte seiner Übeltaten zu genießen. Er starb im ersten Jahr nach seiner Rückkehr in die alte Heimat. Vermutlich war es ihm zu kalt dort.

Ein Ausflug auf dem Tanintharyi River

Der Tanintharyi River fließt von der Bilauktaung Range (die Myanmar von Thailand trennt) bis hinunter nach Myeik, der größten Stadt in der Tanintharyi Region (früher: Provinz). Die Region ist nach der gleichnamigen Stadt benannt. Von Myeik sind es etwa zwei Stunden mit dem Auto bis Tanintharyi. Wir nahmen allerdings die Fähre von Myeik nach Pa Wa, das etwa drei Stunden stromaufwärts von Myeik auf dem Ostufer des Flusses liegt. Auf der Fähre finden mehr als hundert Passagiere auf harten Holzbänken Platz. In Pa Wa überquerten wir den Fluss und fuhren mit einem sehr kleinen, wackligen Boot zum Dorf Maw Ton. Dort berührt die Hauptstraße Myeik-Dawei den Fluss und von Maw Ton ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Tanintharyi (siehe Foto des Piers oben). Abenteuerlustige können auf dieser Straße bis nach Kawthaung, der südlichsten Stadt Myanmar, weiterfahren. Die Straße von Myeik nach Tanintharyi ist gut, die nach Kawthaung soll nicht viel schlechter sein, wie unser Fahrer sagte.

Tanintharyi

Wohl keiner, der dieses verschlafene Städtchen heute besucht, würde darauf kommen, dass es einst ein wichtiges internationales Handelszentrum auf der Überlandroute von Myeik nach Siam (Thailand) war. Vor dem Zeitalter der Dampfschifffahrt versuchten die Segelschiffe, den langen und gefährlichen Weg um die ganze malaiische Halbinsel zu vermeiden. Dort lauerten Stürme und Piraten. Das war natürlich lange vor der Gründung Singapurs. Obwohl die Straße von Malakka noch heute von Piraten unsicher gemacht wird … Daher suchten die Seefahrer und Händler nach einer Alternative. Und so wurde die Überlandroute von Myeik nach Siam begründet. Die Schiffe fuhren den Tanintharyi River hinauf und entluden ihre Güter in der Stadt. Dort wurden sie auf Karawanen von Elefanten und Pferden umgeladen, die in sieben Tagen über die Berge nach Siam zogen. Maurice Collis beschrieb die Reise in seinem Buch (s.o.). Auch in Axel Aylwen’s Trilogie The Falcon of Siam, die das Leben von Constantine Phaulkon beschreibt, wird die Strecke erwähnt. Phaulkon war ein griechischer Abenteurer, der es bis zum Minister unter dem siamesischen König Narai brachte. Es sei nur am Rande erwähnt, dass er auch gut Freund mit White war … Heute ist Tanintharyi ein verschlafenes Nest mit schönen alten Holzhäusern und einem interessanten Markt. Der Pier scheint etwas verlassen, dort legen nicht mehr viele Schiffe an. Am Stadtrand gibt es ein Hotel mit recht akzeptablen Zimmern.

Mit dem Speedboat durch den Mergui-Archipel

In Myeik buchten wir bei Aqua Wings (direkt am Pier) eine Tour in die legendäre Inselwelt des Archipels. Inkludiert waren: Schwimmen in Smart Island und der Besuch eines Wasserfalls auf einer anderen Insel. Darüber hinaus wurde noch ein Dorf der Seezigeuner (Moken) besucht und ein bisschen geschnorchelt. Preis 80 $ (foreigners)! Wir fuhren mehr als eine Stunde durch den Mangrovengürtel vor der Stadt, bis wir das offene Meer erreichten. Unser erster Stopp war in Smart Island, das von Weitem aussah wie in Südseeparadies. Nachdem wir ausgebootet hatten (es waren nur drei Ausländer an Bord, der Rest Einheimische), sahen wir allerdings, dass der Strand stark verschmutzt war. Plastikmüll, Flaschen, Getränkedosen usw. verschandelten den Strand. Wir wanderten über die kleine Insel zu einem anderen ‘schöneren’ Strand – der allerdings noch schlimmer aussah. Auf der Insel leben ein paar Aufseher, die offenbar Besseres zu tun haben, als den Strand zu säubern und das Baden dort zu einem Vergnügen zu machen. Der Besuch des Moken-Dorfes war ziemlich deprimierend (dort trafen wir nur Kinder und alte Leute) und der Wasserfall muss wohl einer der kleinsten Südostasiens sein … Den Schnorchel-Ausflug jedoch sollte man nicht verpassen! Wir sahen weder Fische noch Korallen, sondern nur die blaue Tiefe. Obwohl: Es muss Korallen in der Nähe geben, denn einer der Bootsleute verschenkte ein frisch abgebrochenes Exemplar an ein junges Mädchen, das ihm gefiel. Der wahre Spaß jedoch war, den Burmesen zuzuschauen: Sie trugen Schwimmwesten und schwammen auf einem Rettungsring (doppelt genäht hält besser!) und blickten durch ihre Taucherbrillen in die blaue Tiefe. Absolut NICHT EMPFEHLENSWERT!!

Von Myeik gibt es täglich Flüge nach Yangon. So legten wir den Rückweg in eineinhalb Stunden zurück!

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RUBY LAND – Ein Ausflug nach Mogok

Mogok ist eine Stadt mit ca. 150.000 Einwohnern. Ihre Bewohner sind eine bunte Mischung aus ethnischen Burmesen (Bamar), Shan, Lisu, Palaung und Karen. Wie in vielen anderen Hill Stations des Landes, haben sich dort auch zahlreiche Inder und Gurkhas (Nepali) niedergelassen. Daneben gibt es etliche Chinesen. Die Stadt wurde vor ca. 800 Jahren begründet (schon in der Bronzezeit wurden in der Gegend Rubine abgebaut). Sie war erheblich attraktiver, als wir es erwartet hatten. Es gibt noch viel Holzarchitektur zu bewundern. Im Zentrum der Stadt liegt ein See, den man in einer halben Stunde gemütlich umrunden kann. Mogok liegt im Shan-Hochland, gehört aber verwaltungsmäßig seit der Unabhängigkeit des Landes zur Mandalay Division (neuerdings: Region). Ebenso wie übrigens die ehemalige Hill Station Maymyo (heute Pyin Oo Lwin) der Briten. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Burmesen wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und sich auf jeden Fall die Kontrolle über diese beiden wichtigen Regionen sichern – komme, was da wolle … Mogok liegt in einem großen Tal und ist berühmt für seine Edelsteine. Ihre taubenblutroten Rubine gelten als die besten der Welt. Auch die Saphire aus Mogok haben einen Ruf wie Donnerhall. Für den Ausflug nach Mogok benötigen ausländische Touristen ein Permit, das wir gern für Sie besorgen. Der Besuch ist nur im Rahmen einer Package Tour möglich, die Mitnahme eines einheimischen Reiseleiters ist Pflicht. Die Fahrt von Mandalay nach Mogok dauert ca. 6 Stunden. Hier der Bericht über unsere Reise im April 2019: Wir verließen Mandalay um 11.30 Uhr und legten nach 86 km (14 Uhr) im Dorf Let Pan Hla einen Lunchstopp im recht guten Panngabar Restaurant ein. Von dort ist es nicht mehr weit zum Checkpost in Wa Phyu Taung, wo sich die Straße gabelt: In östlicher Richtung rechts geht’s nach Mogok, in nördlicher Richtung Ayeyarwady-Tal. Dort werden die Dokumente geprüft und zwei Stunden später erreichten wir Kyatpyin, das Tor zum Ruby Land (siehe Foto). Es gibt noch einen anderen Weg nach Mogok, nämlich von Pyin Oo Lwin aus, aber der ist für Ausländer gesperrt.

Von dort ist es noch eine halbe Stunde nach Mogok. Wir machten jedoch einen kurzen Abstecher zur Kyat Pin Kyauk That Pagode (siehe Foto), die spektakulär zwischen riesigen Granitblöcken, ähnlich wie am Goldenen Felsen (Wollsackverwitterung) liegt. Von dort bietet sich ein schöner Blick über das Land. Wir erreichten Mogok gegen Abend und fuhren zu unserer Unterkunft, dem Mogok Hill Hotel, einem der wenigen, das Ausländer aufnehmen darf. Nichts Spektakuläres, aber o.k. Es gibt noch ein weiteres gutes Hotel, das Golden Butterfly. Es liegt allerdings so weit von der Downtown entfernt, dass man ohne Auto aufgeschmissen ist …

Von der Terrasse des Mogok Hill Hotels bietet sich ein toller Blick auf die Stadt und die Tempel im Süden jenseits des Sees: Vor allem die Phaung Daw Oo und die (Ruby) Pagoda (Sunset Pagoda) stechen hervor. Vor allem in der Nacht – so lange die Tempel hell beleuchtet sind: Ein Bild wie aus dem Märchenbuch, wenn sich auch bei näherer Betrachtung einiges relativiert.

Aktivitäten: Nun, was tut man in Mogok? Natürlich nach Edelsteinen schauen! Es gibt zwei Edelstein-Märkte: einen, der am Morgen stattfindet und einen, der am Nachmittag stattfindet. Auf Letzterem sollen angeblich die großen Deals laufen, Ersterer ist nur für die kleinen Fische. So sagte man uns jedenfalls. Unter den Händlern auf dem Morgenmarkt waren viele Inder, Nepali und Lisu. Darunter viele hübsche Mädchen, die sich gern fotografieren lassen. Wie nebenstehendes Foto beweist! Wer mag, kann ihnen schon für kleines Geld ein paar schöne Steine abkaufen. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es erhebliche Qualitätsunterschiede gibt – um es mal freundlich auszudrücken. Eine ganze Handvoll echter Rubine kann man für zehn Dollar kaufen! Aber Spaß macht es doch! Wer sich nicht für Steine interessiert, kann einen Rundgang um den See machen.

Am frühen Nachmittag dann der Höhepunkt: Besuch einer Rubin-Mine! Der Abbau der Edelsteine ist sehr mühsam. Die Schächte reichen bis zu 300 Meter in die Erde hinab. Die Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiter – so vorhanden – sind fast schon lächerlich zu nennen. Schlimme Unfälle sind an der Tagesordnung. Das abgebaute rubinhöffige Gestein (Kalzit) wird unter Tage in Loren gefüllt. Die werden mittels einer primitiven Seilwinde nach oben gezogen. Von dort geht es in große Gesteinsmühlen. Das zerkleinerte Material wird in eine primitive Waschanlage geschwemmt, wo viele fleißige Hände und Augen die faustgroßen Steine nach Rubinen durchsuchen. Oft werden sie fündig. Wenn auch die Chance, einen Rubin wie den berühmten Sunrise Ruby mit seinen mehr als 25 Karat zu finden, verschwindend gering ist. Der Stein erzielte auf einer Auktion einen Preis von knapp 30 Millionen US Dollar. Das Ganze läuft unter strikter Überwachung durch die Regierung ab. Wie uns der Inhaber einer Mine anvertraute, gelangt trotzdem etwa die Hälfte der Steine außer Landes, ohne dass die Behörden davon erfahren. Wird ein besonders wertvoller Stein gefunden, informiert der Besitzer der Mine seine besten (in der Regel chinesischen) Kunden. Der Verkauf läuft mit großer Diskretion ab.

Nichtsdestoweniger nimmt die Regierung durch den Verkauf von Edelsteinen (Rubine und Saphire) auf der jährlichen Edelsteinbörsen in der Hauptstadt Naypyitaw Millionen von Dollars ein. Am Nachmittag besuchten wir noch den Profi-Markt, der aber weniger interessant war als der Morgenmarkt – zumindest für uns Amateure. Zum Sonnenuntergang ging es auf die Ruby Pagoda, anschließend in die Phaung Daw Oo Pagode. Kulinarisch gesehen gehört Mogok sicher nicht zu den besten Destinationen im Lande. Wir aßen Dinner im Agaung Kyaik-Restaurant. Es war wohlschmeckend und preiswert. Auch auf dem unmittelbar davor gelegenen Night Market kann man gut essen. Nach einem nochmaligen Besuch des Morgenmarktes machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Azure Sky bietet diese Tour wie folgt an:

Dauer: drei Tage, zwei Nächte, ab/bis zu Ihrem Hotel in Mandalay, Besuch des Tals von Mogok incl. Edelsteinmärkte und der Pagode in Kyat Pin.

Transport: im klimatisierten PKW

Guide: durchgehende Begleitung durch englischsprachigen Guide

Übernachtungen: zwei, im Mogok Hill Hotel

Verpflegung: Frühstück

Permit: im Preis inkludiert, wird von uns arrangiert, Bearbeitungsdauer ca. zwei Wochen. Dazu benötigen wir Ihren Passport Scan.

Preise: ein zahlender Teilnehmer = 717 USD, zwei zahlende Teilnehmer = 386 USD p.P.