Vom Golf von Bengalen zum Shan Plateau

Novizen am Ngwesaung Beach

Anfang Mai d. J. mieteten wir (Tobias und Htet Htet, Martin und seine Frau Bee sowie Ei Ei und ich) uns ein komfortables Auto und machten eine 14-tägige Tour durch Myanmar. Da Ei Ei und ich den Strand von Ngewsaung schon sehr gut kennen, stießen wir erst in Pathein dazu. Die Hauptstadt des Deltas hat uns sehr gut gefallen, dort lebt das alte Burma noch. Obwohl es seit kurzem ein großes Shopping Center gibt. Zu unserem Erstaunen – und unserer Freude – gab es dort sogar echte HARIBO-Gummibärchen. Mit denen wir uns kräftig eindeckten. Wir wohnten im ‚The First Hotel‘, ganz neu und passabel, direkt an der Corniche – wenn man das denn mal so nennen will – gelegen …

Vom Strand in Ngwesaung (unsere Freunde wohnten im Shwe Hintha Hotel, einfach aber gut) ist es nur eine Stunde Fahrtzeit. Über den südlichsten Teil des alten Pathein-Monywa Highways ging es Richtung Norden. Der Highway verbindet das Delta mit Monywa, dem wichtigsten Ort des Chindwin-Tales (Sagaing Region). Er verläuft auf dem Westufer des Ayeyarwady River. Die burmesischen Regierung baute ihn in den 50er Jahren, um die von Rebellen kontrollierten Gebiete auf dem Ostufer des Ayeyarwady zu umgehen. Ein paar km südlich des Ortes Alezu verließen wir den Highway und bogen Richtung Westen ab. Wir überquerten das Arakan-Gebirge (Rakhine Yoma), das den gleichnamigen Bundesstaat vom Rest des Landes trennt. Das Gebirge schließt an die Ausläufer des östlichen Himalayas (Chin Hills) an und verläuft bogenförmig in Nord-Süd-Richtung. Es ist nur spärlich besiedelt, die Straßenverbindungen zum ‚Rest des Landes‘ sind denkbar schlecht. Der schmale Landstreifen zwischen dem Gebirge und dem Golf von Bengalen hingegen zählt zu den am dichtesten besiedelten Gebietes Myanmars. Das Gebirge wird nach Süden hin immer flacher, bis es am Kap Negrais im Golf von Bengalen zu verschwinden scheint. Was ein Fehlschluss ist: Es setzt sich Richtung Süden über die Andamanen und Nikobaren bis nach Sumatra fort.

Der Arakan (Rakhine) Staat ist seit geraumer Zeit in den Schlagzeilen: Hier gibt es große Probleme zwischen aus Bengalen eingewanderten Moslems (Eigenbezeichnung Rohingya) und den buddhistischen tibeto-burmanischen Arakanesen. Sie gipfelten in der Vertreibung von etlichen hunderttausend Moslems nach Bangladesh. Hinzu kommt seit einiger Zeit ein Konflikt zwischen der von ethnischen Arakanesen begründeten Arakan Army (die die Unabhängigkeit des Gebietes anstrebt) und burmesischen Regierungstruppen. Er hat schon zu etlichen Scharmützeln mit Todesopfern auf beiden Seiten geführt. Die Bevölkerung ist zwischen die Fronten geraten und das Hauptopfer des Konfliktes – wie leider so oft in Myanmar. Da sich besagte Ereignisse überwiegend im Norden des Bundesstaates abspielen bekamen wir nichts davon mit.

Die Grenze zwischen der Ayeyarwady Region und dem Rakhine State wird kontrolliert. Die Immigration-Behörde schaut sich die Reisepässe an und die Namen der Reisenden werden in ein dickes Buch eingetragen. Ausländer scheinen hier selten durchzukommen. Etwa eine Stunde später erreichten wir den Ort Gwa, romantisch am Golf von Bengalen gelegen. Von dort ist es noch etwa eine Stunde Richtung Norden bis zum Ort Kanthaya. Über eine schlechte Straße geht es zum Meer. Und dort lag unser Ziel, die Arakan Nature Lodge!

Strand der Arakan Nature Lodge

Der Betreiber ist ein Schweizer Krankenpfleger namens Ueli, der seit einiger Zeit in Myanmar lebt. Wie er berichtete, habe er längere Zeit in Sandoway für eine NGO gearbeitet. Dann bekam er das Angebot, dieses Resort zu übernehmen und er schlug ein. Die Arakan Nature Lodge besteht aus mehreren recht komfortablen einstöckigen Bungalows und zwei zweistöckigen Häusern, in denen jeweils zwei Zimmer untergebracht sind. Einige der Bungalows liegen am direkt am Strand, der Rest in der zweiten Reihe. Die Preise fanden wir vergleichsweise hoch (über 100 Dollar), allerdings ist zu berücksichtigen, dass hier Vollpension geboten wird. Das Essen schmeckte gut, auch wenn es manchmal etwas spärlich dosiert war. Ueli und sein Team geben sich große Mühe und verwöhnen ihre Gäste nach Kräften. Der Strom kommt aus der Solaranlage und ist von abends um 6 bis morgens um 7 verfügbar. Es gibt weder eine Klimaanlage noch Ventilatoren, was für uns (in der heißen Jahreszeit!) o.k. war. Vom Meer wehte stets eine kühle Brise. Nur am Nachmittag konnte es unangenehm heiß werden. Die Toiletten sind nicht mit Wasserspülung ausgestattet, nach Benutzung wird ein Gemisch aus Reishülsen und sonstwas eingestreut. Wir konnten keinen Unterschied zur Wasserspülungen feststellen, so weit es den Geruch betraf. Die Gäste waren meist Expats, d. h. in Myanmar ansässige Ausländer. Zur Zeit unseres Besuches waren dort etliche Ehepaare mit Kindern zu Gast.

Kissenlava

Das Highlight ist – wie zu erwarten – der Strand. Wunderschön und praktisch menschenleer. Nur ab und zu sahen wir ein paar Fischer am Meer. Einen solchen Strand gibt es eigentlich nur in Katalogen. Das Meer ideal zum Baden, auch für Kinder. Es dauert eine ganze Weile, ehe man tiefes Wasser erreicht. Am nördlichen Ende des Strandes sehr interessante, bizarre Felsformationen (Kissenlava, siehe unten). Wir haben dort nicht getaucht oder geschnorchelt, aber schon was man von oben sehen konnte, war eindrucksvoll! Das Resort stellt Masken, Flossen und etliche Wassersportgeräte gratis zur Verfügung. Die Anreise ist – bei einem so abgelegenen Ort nicht verwunderlich – etwas beschwerlich. Mit dem Auto sind es ca. acht Stunden von Yangon. Ein weniger anstrengender Weg führt über Ngapali/Sandoway, das von Yangon bequem mit dem Flieger zu erreichen ist. Vom kleinen Airport aus sind es ca. drei Autostunden bis zum Resort. Auf dem Weg viele unberührte Strände. In Kanthaya selbst gibt es schon etliche Guest Houses und Hotels die nach unserem Eindruck überwiegend von Einheimischen besucht wurden.

Unser nächster Stopp war besagtes Ngapali. Dort hat sich sehr viel getan, teilweise erinnerte es mich an Kuta Beach (Bali) in den 70ern. Mit Ausnahme des in Ngapali nicht vorhandenen Nightlife, versteht sich! Wir wohnten in der Yoma Cherry Lodge, eine schöne Anlage nördlich des Hauptstrandes. Leider wird die Bucht auch von vielen Fischern als Ankerplatz benutzt. So stinkt es oft nach Diesel, die Fischer gehen ihrer Arbeit nach und der Strand ist demgemäß nicht besonders attraktiv. Mit dem Wagen war es nur ein kurzer Trip bis zum Hauptstrand, wo man gut baden konnte. Wenn wir eine Rangliste der besuchten Strände aufstellen sollten, würde der Arakan Nature Lodge der erste Platz gebühren, Ngwesaung läge auf Platz 2 und Ngapali auf dem letzten Platz.

Nach drei Tagen in Ngapali machten wir uns auf den Weg nach Pyay, auf der Ostseite der Rakhine Yoma gelegen. Die Straße führte Richtung Norden nach Taungok. Von dort führt die Hauptstrecke nach Osten über die Rakhine Yoma nach Pyay. Das Gebirge ist hier schon erheblich höher als weiter im Süden. Die Grenze zwischen dem Rakhine State und der Bago Region verläuft auf dem Hauptkamm (ca. 1.300 m hoch). An der Grenze wieder der übliche Check und dann ging es weiter nach Pyay (Prome) das wir am Abend erreichten. Zu meinem Erstaunen war dieses Gebirge sehr trocken, die Vegetation weitgehend verdorrt, obwohl es so nah am Meer lag. Und noch größer wurde mein Erstaunen, als das nächste Gebirge, die Bago Yoma, schon erheblich grüner war – obwohl viel weiter vom Meer entfernt. Und um das Bild perfekt zu machen, war das noch weiter östlich gelegene Shan-Gebirge das grünste! Das wird sich vermutlich mit Einsetzen des Monsuns grundlegend ändern.

Brillenbuddha

Pyay, früher als Prome bekannt, ist eine recht große Stadt am Ayeyarwady, der hier von einer gewaltigen Brücke überspannt wird. Neben den üblichen Pagoden hat die Stadt selbst nicht viel zu bieten. Wir wohnten Lucky Dragon Hotel, ganz o.k.! Allerdings wird ihm vermutlich das neu eröffnete Pyay Garden Hotel in absehbarer Zeit den Rang ablaufen. Wer den guten alten sozialistischen burmesischen Stil mag, wird sich im Mingala Garden wohl fühlen. Die Sehenswürdigkeiten liegen etwas abseits. Da ist zum einen der Brillenbuddha in Shwedaung, ein wichtiges Pilgerzentrum. Angeblich hat ein Brite, dessen Frau an einem Augenleiden erkrankt war, die Brille in den 20er Jahren gestiftet. Es wurden schon etliche Versuche unternommen, sie abzunehmen. Sie alle endeten in Katastrophen verschiedener Art. Also ließ man es … Neun Mönche sind nötig, um die Brille alle zwei Wochen zu reinigen.

Flaschenkürbis-Stupa

Bedeutend interessanter ist da schon Sri Kshetra, bei den Burmesen als Tharekittaya bekannt. Es ist die letzte der großen Städte des geheimnisvollen Pyu-Volkes, das in der Frühgeschichte Myanmars eine wichtige Rolle spielte. Die große Stadt wurde im 9. Jahrhundert von Feinden überwältigt und ihre Bewohner zerstreuten sich. Die Ruinen erstrecken sich über ein großes Gebiet und sind erheblich älter als die Bauten von Bagan. Ein kleines Museum erzählt die Geschichte der Stadt. Die Pyu sind die ‚Erfinder‘ des Flaschenkürbis-Stupa (Bu Hpaya), von denen auch in Bagan etliche zu sehen sind. Neben den großen Stupas Hpayagyi und Bawbawgyi ist vor allem der Laymyethna-Tempel mit seinen vier Eingängen interessant. Vermutlich ist er die erste seiner Art im ganzen Lande …

Bago Yoma Eco Resort

Nach der Besichtigung Sri Kshetras fuhren wir Richtung Osten zur Bago Yoma (Bago-Gebirge). Dieses erstreckt sich vom Mt. Popa (nahe Bagan) im Norden über mehrere hundert km nach Süden. Sie endet in Yangon. Der Theingottara-Hügel, auf dem die Shwedagon steht, ist sozusagen der letzte Ausläufer dieser Bergkette. Sie ist nicht besonders hoch, aber ein wichtiges Zentrum der Forstwirschaft. Die meisten Teakstämme kommen von hier. Hier sind noch Arbeitselefanten im Einsatz! Es ist möglich, die Camps nach Absprache zu besuchen. Im Gegensatz zu anderen Camps (z. B. das Poe Khyar Camp) ist das hier ‚the real thing‘! Wir wohnten in der Bago Yoma Eco Resort, die am westlichen Hang des Gebirges liegt. Eine sehr geschmackvoll eingerichtete Lodge mit komfortablen, schönen Bungalows. Nachts gab es sogar Aircon. Von dort aus lassen sich Ausflüge ins Bago-Gebirge unternehmen. Hier gibt es noch wilde Elefanten und sogar Tiger. Zumindest las ich vor längerer Zeit in der New Light of Myanmar, dass Wilderer hier einen solchen erlegt hätten und streng bestraft wurden. Wir verließen die Lodge nach dem Lunch und fuhren nach Toungoo.

Thandaungkyi

Toungoo ist die Keimzelle des zweiten burmesischen Großreiches (16.–18. Jahrhundert). Die Könige von Toungoo verlegten ihre Hauptstadt erst nach Bago (Pegu) und später nach Ava (Inwa). Die gewaltige Palastanlage erinnert an die vergangene Größe. Wir wohnten im Myanmar Ahla (Myanmar Beauty Hotel). Das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Demnächst wird ein großer Neubau eröffnet. Man rechnet offenbar mit einem kräftigen Zuwachs des Tourismus – auch in dieser eher abgelegenen Gegend. Für uns war die Stadt die Basis für einen Ausflug nach Thaundaungkyi. Nachdem man die staubige Ebene verlassen hat, erreicht man eine wunderschöne, grüne Bergwelt. Wie schon oben ausgeführt, die grünste von allen! Hier beginnt der Karen-Staat. Dort leben sehr viele Christen und für die ist Thandaungkyi ein wichtiges Pilgerzentrum. Auf einer Bergspitze erhebt sich das ‚größte christliche Kreuz Myanmars‘. Es ist aus Stahl und aufgrund seiner guten Beleuchtung auch nachts weithin sichtbar. Dort oben trafen wir viele nette Leute! Wir kehrten nach Toungoo zurück und dort trennten sich unsere Weg: Tobias, Htet Htet, Martin und Bee fuhren nach Yangon und wir nach Bagan und dann weiter nach Mogok (siehe vorherigen Blogeintrag: „RUBY LAND – Ein Ausflug nach Mogok„).

Axel Bruns

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